Feedlots: Klasse durch Masse?
Wer jemals einen Fuß auf eine der riesigen Feedlots dieser Welt gesetzt hat, wird diesen Anblick sein Leben lang nicht mehr vergessen. Nur zur Veranschaulichung: Anna Creek Station ist die größte Rinderranch der Welt. Sie liegt im australischen Bundesstaat South Australia und umfasst 23.677 Quadratkilometer.
Zum Vergleich: Slowenien hat 20.273 Quadratkilometer, womit Anna Creek um ein Vielfaches größer als die größte Farm der USA ist. Der Betrieb der mächtigen, alteingesessenen Familie Kidman umfasst 2,6 Prozent des gesamten australischen Agrarareals und ist somit größer als ganz Israel oder Irland. 185.000 Rinder werden dort aktuell auf 2,4 Millionen Hektar versorgt.
Dimensionen, die man sich hierzulande kaum vorstellen kann. Dabei darf man eines nicht vergessen: Wie ein Tier gehalten wird, allen voran wie es gefüttert wird, hat neben der Rasse, der Schlachtung und der Reifung des Fleisches einen großen Einfluss auf die Fleischqualität.
Wer jemals einen Fuß auf eine der riesigen Feedlots dieser Welt gesetzt hat, wird diesen Anblick sein Leben lang nicht mehr vergessen. Nur zur Veranschaulichung: Anna Creek Station ist die größte Rinderranch der Welt. Sie liegt im australischen Bundesstaat South Australia und umfasst 23.677 Quadratkilometer.
Zum Vergleich: Slowenien hat 20.273 Quadratkilometer, womit Anna Creek um ein Vielfaches größer als die größte Farm der USA ist. Der Betrieb der mächtigen, alteingesessenen Familie Kidman umfasst 2,6 Prozent des gesamten australischen Agrarareals und ist somit größer als ganz Israel oder Irland. 185.000 Rinder werden dort aktuell auf 2,4 Millionen Hektar versorgt.
Dimensionen, die man sich hierzulande kaum vorstellen kann. Dabei darf man eines nicht vergessen: Wie ein Tier gehalten wird, allen voran wie es gefüttert wird, hat neben der Rasse, der Schlachtung und der Reifung des Fleisches einen großen Einfluss auf die Fleischqualität.
Während in Übersee Rinder eher in großen Einheiten von mehreren Tausenden bis Zehntausenden Tieren gehalten werden, hat etwa der durchschnittliche heimische Rinderhalter laut dem Landwirtschaftsministerium 24 Rinder. Die Rindermast hat sich auch in den USA, ähnlich wie in Deutschland, von einer extensiven Weidemast hin zu einer intensiven Mast entwickelt. Sie unterscheidet sich jedoch in mehrerlei Hinsicht.
Gigantomanie am Fleischsektor
Während in Nordeuropa die Tiere hauptsächlich in Stallhaltungssystemen gemästet werden, findet die Mast in den USA mittlerweile zum größten Teil in Feedlots statt. Auch dominieren hier reine Mastrinderrassen, wohingegen in Deutschland hauptsächlich die männlichen Nachkommen aus der Milchproduktion gemästet werden.
Die Mutterkuhhaltung und damit die Produktion von Absetzern hat in Deutschland im Vergleich zu den USA nur einen relativ geringen Stellenwert.
Doch was sind Feedlots genau? Feedlots sind offene Ställe oder Pferche mit arbeitssparenden technischen Einrichtungen zur Versorgung des Viehs und zur Dungbeseitigung im Rahmen großbetrieblicher Massentierhaltung. Diese Art von intensiven Rindermastbetrieben ist besonders in den USA, Australien oder auch Brasilien verbreitet.
Sie ist verbunden mit dem Engagement von – häufig agrarfremden – Kapitalgesellschaften. Dort werden bis zu 200.000 Rinder gehalten, die man als Jährlinge kauft und sechs Monate mästet.
Üblicherweise füttert man Getreidekörner und Zuckerrübensilage. Mit dem Eindringen der Computertechnologie, der Bereitstellung von Futterzusätzen, Wachstumsförderern und Medikamenten wurden bei industrieähnlicher Produktion Betriebsergebnisse möglich, die von den Farmen im Mittelwesten nicht erreicht werden können.
Die Größe der Feedlots ist sehr unterschiedlich. Die meisten haben eine Kapazität von etwa 1000 bis 4000 Plätzen und werden mit Familienarbeitskräften, vielleicht noch mit ein, zwei oder drei Mitarbeitern betrieben. Das größte Feedlot im Bundesstaat Kansas hat hingegen etwa Platz für 140.000 Tiere. Russ Danner, Vice President – Information Technology JBS Five Rivers Feedlot, bezifferte die optimale Größe mit etwa 85.000 Masttieren.
Ebenso viele Tiere befinden sich auch in seinem Feedlot, das mit 48 Mitarbeitern betrieben wird. Die begrenzenden Faktoren sind letztendlich die Futterbeschaffung, die sinnvolle Verwertung des anfallenden Mistes und nicht zuletzt die Beschaffung der einzustallenden Tiere. Die Gesamtfläche des Feedlots in Greeley beträgt beispielsweise 194 Hektar.
Dazu gehören in diesem Fall noch 1600 Hektar Futterfläche, die allerdings nur fünf Prozent des Futterbedarfs abdecken, 95 Prozent des Futters müssen auch hier dazugekauft werden. Pro Abteil werden in den unterschiedlichen Feedlots etwa 70 bis 350 Tiere gehalten. Im JBS Five Rivers Feedlot in Greeley sind es beispielsweise 320 bis 350 Tiere pro Corral, die Seitenlängen von circa 60 mal 60 Metern haben.
Jedem Tier steht damit eine Fläche von zehn bis elf Quadratmetern zu. Der Boden der Corrals besteht meist aus lehmigem Sand und ist sehr stark verdichtet, sodass Flüssigkeit schnell ablaufen kann. Die Jauche, soweit der Wasseranteil nicht bereits verdunstet ist, wird in Lagunen aufgefangen und zum Teil auf den umliegenden Flächen verregnet.
Der feste Mist wird mit Radladern zusammengeschoben und außerhalb des Feedlots zwischengela- gert und getrocknet, falls er nicht direkt abgegeben oder verkauft werden kann. Aufgrund der großen Mengen und verhältnismäßig weiten Transportwege bleibt es in den meisten Fällen bei der kostenlosen Abgabe der Feststoffe an die Betriebe, die auch das zugekaufte Futter produzieren und liefern.
Vorschriften für den Bau von Feedlots gibt es keine. Wichtig ist ein Gefälle, das mit etwa drei Prozent entweder nach hinten oder jeweils zur Mitte hin eingebaut wird. Ein weiteres Gefälle zur Seite beträgt etwa ein Prozent, damit Flüssigkeit aus den Feedlots herausgeleitet werden kann. Spätestens nach 30 Minuten ist nach einem Regen auf diese Weise das Oberflächenwasser abgelaufen.
Das Futter macht’s
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Rationsgestaltung. In den Feedlots wird zum großen Teil mit zugekauften und damit auch mit hochkonzentrierten Futtermitteln gearbeitet. Getreide geht allerdings immer häufiger in die Bioethanolproduktion, für die Rindermast kommen zunehmend Schlempen (Rückstände einer Gärflüssigkeit von Kohlenhydraten, die nach dem Abdestillieren des Alkohols zurückbleiben), nass oder getrocknet in Abhängigkeit von der Entfernung zur nächsten Ethanolfabrik, zum Einsatz.
Die Kombination von Ethanolproduktion und Rindermast hat sich so sogar zu einer Win-win-Situation entwickelt und damit zu einer Ausweitung der Mast in den Feedlots geführt. Hier bekommen die Tiere hochenergetisches Futter, „damit sie bis zu 1,6 Kilo pro Tag zulegen“, erzählt Tony Fitzgerald, Operation Manager at Killara Feedlot Pty Ltd. in New South Wales.
In seinem Feedlot werden bis zu 20.000 Black-Angus-Rinder mit verschiedenen Getreidesorten, Baumwolle und Hirse gefüttert. Darunter auch Wagyu-Beef der Marke Jack’s Creek. Die Tiere wachsen in einer für europäische Begriffe außergewöhnlich sauberen Umgebung auf. Anfangs grasen die Jungrinder 15 bis 17 Monate freilaufend, bis sie ein Körpergewicht von 300 bis 400 Kilogramm erreichen.
Darauf folgt eine bis zu 450 Tage lange Phase der Fütterung, in der sie in Freiluftgehegen mit Getreide gefüttert werden. Das Futter wird zum allergrößten Teil auf der Farm selbst von Phillip Warmoll hergestellt. Hafer und etwas Mais sind die Zutaten, die bis zum Schlachtalter von bis zu 32 Monaten in den Trog kommen.
Dauer und Art der Fütterung spiegeln sich dann direkt im Fettmarmorierungsgrad und dem Geschmack wider und sind daher enorm wichtig für die Qualität des Fleisches. Andere Märkte, andere Sitten Tiere für den amerikanischen Markt bekommen auch ein Hormonimplantat hinter das Ohr eingesetzt.
„Das sind acht Kapseln in unterschiedlichen Gelatine-Hüllen, die sich unterschiedlich schnell auflösen. Das Tier bekommt somit ständig Hormone und frisst dann noch mehr. Für den europäischen Markt ist das verboten“, erklärt Tony Fitzgerald. Mit 16 bis 18 Monaten sind diese Tiere schlachtreif.
Rindermast ist gemessen am Produktionswert nach wie vor auch die wichtigste Branche der australischen Landwirtschaft. Rund ein Fünftel der gesamten Agrarwertschöpfung stammt aus diesem Bereich. Etwa zwei Drittel der seit den 90er-Jahren um rund 20 Prozent gewachsenen Rindfleischproduktion werden auf dem Weltmarkt abgesetzt.
Zudem exportieren die Australier insbesondere nach Südostasien jährlich 500.000 bis 600.000 Rinder lebend. Lange Zeit war das Land nach Brasilien der zweitgrößte Rindfleischexporteur der Welt. Wichtigste Abnehmer sind Japan und die USA. Schwerpunkte der Rindermast liegen vor allem im Osten und Süden des Kontinents.
Ausgeklügelte Mastanlagen
Auch wenn in Deutschland eine Tierhaltung in Feedlots nach internationaler Bauart allein aus umweltrechtlichen Gründen keine Chance auf eine Genehmigung hätte, sind diese Einrichtungen doch mehr als nur abgezäunte Areale mit einem Futtertrog. Auf den Bau von Feedlots haben sich eigens Firmen spezialisiert, und es gibt eine Menge dabei zu beachten.
Der Mutterboden muss abgeschoben werden, es müssen drainierte Böden hergestellt werden, die eine Dichtigkeit von möglichst 90 Prozent aufweisen sollen. Lagunen für die Jauche und Lager für den Festmist werden gebraucht, ebenso wie Futtertröge mit einer betonierten Standfläche und eine entsprechende Wasserversorgung.
Fahrgassen zwischen den Feedyards, die der Last der Futtermischwagen auf Dauer standhalten, und nicht zuletzt eine Futterlager- und Mischstation mit Siloanlagen und entsprechender Misch- und Transporttechnik müssen gebaut und angeschafft werden. Selbst wenn in Deutschland Feedlots baurechtlich genehmigungsfähig wären, würde es aus klimatischer Sicht keinen Sinn machen, solche Einrichtungen zu errichten.
Auch in den USA sind nur bestimmte Regionen dazu geeignet. Die größte Dichte von Feedlots ist darum in den Bundesstaaten Colorado, Texas, Kansas, Nebraska und Iowa zu finden. Aber nicht nur die USA oder Australien setzen auf diese Art der Züchtung: Auch in Südamerika sind Feedlots im Vormarsch.
Die Intensivierung der brasilianischen Rindfleischproduktion wird laut einem aktuellen Report der Rabobank bis 2023 kräftig an Fahrt aufnehmen und damit erheblich zu einem weiteren Anstieg der Gesamtrindfleischerzeugung des südamerikanischen Staats beitragen. Zu erwarten sei, dass die Zahl der Tierplätze in Feedlots bis 2023 landesweit von jetzt zwei Millionen auf dann viereinhalb Millionen erhöht werde, heißt es in dem Report „Beefing up in Brazil: Feedlots to drive Industry Growth“.
Bei durchschnittlich zwei Mastdurchgängen im Jahr könnten demnach 2023 jährlich insgesamt neun Millionen Rinder in Feedlots gemästet werden. Die Meinungen darüber, ob denn nun grain-fed oder grass-fed besseren Geschmack hervorbringt, mögen auseinandergehen. Fakt bei Grain-fed-Fleisch aus Feedlots ist jedoch: Seine Konsistenz, Zartheit, Geschmacksintensität und Saftigkeit sind herausragend.