Better than beef? – Warum Fake Meat die Zukunft ist
Ethan Brown, aufgewachsen in New England, arbeitete in den Sommerferien immer auf der kleinen Farm seines Vaters, eines renommierten Philosophieprofessors mit Schwerpunkt Umweltschutz und Klimawandel. Das Wissen über den Prozess vom Tier zum Fleisch im Supermarktregal veränderte seine Perspektive auf Essen. Später studierte Brown Politik und arbeitete im Cleantech-Sektor an technischen Entwicklungen für den Umweltschutz. Mitte der 2000er-Jahre wollte er nicht länger zusehen, mit welcher Ignoranz man weltweit dem Klimawandel begegnete, und beschloss, selbst die Ärmel hochzukrempeln und
Nicht imitieren, sondern übertreffen
Beef vs. Fake Meat: Pflanzliche Burger-Pattys haben 20 Prozent mehr Protein, verbrauchen in der Produktion 99 Prozent weniger Wasser und 93 Prozent weniger Land.
Die finden sich allesamt auch in der Pflanzenwelt, und Beyond Meat hat daraus einen Burger gebaut, der ausdrücklich nicht das Ziel verfolgt, Fleisch zu imitieren, sondern, es zu übertreffen, sodass auch eingeschworene Fleischliebhaber das Beef-Patty links liegen lassen. Das ist freilich ambitioniert, aber doch gar nicht so unrealistisch angesichts der Tatsache, dass sich die Fake-Meat-Industrie in den vergangenen Jahren wirtschaftlich und technisch rasant weiterentwickelt hat.
Die Fleisch(los)-Revolution
Der Bauplan für Beyond Meat: Erbsenprotein liefert die Basis, Rote-Bete-Extrakt sorgt für die charakteristische rote Farbe von Rindfleisch, und Kokosöl sowie Kartoffelstärke gewährleisten eine saftige Textur. Ebenfalls auf der Zutatenliste stehen Canolaöl, Reisprotein, Mungobohnenprotein, natürliche Aromen, Methylcellulose, Apfelextrakt, Salz, Kaliumchlorid, Essig, Zitronensaftkonzentrat, Sonnenblumenlecithin und Granatapfelpulver.
Der Erfolg in den USA beweist, dass es sich hier um ein revolutionäres Produkt handelt.
Markus Thaller, Category Manager Fleisch & Wurst bei Metro Deutschland, über das wirtschaftliche Potenzial von Fake Meat
Alles zusammen ergibt ein veganes Burger-Patty, das dem tierischen Original zum Verwechseln ähnlich sieht – und eben auch ziemlich genauso schmeckt. Laut Beyond Meat ist das Patty mit 20 Gramm Protein pro Stück eiweißreicher als das Pendant aus Rindfleisch, enthält weder Soja noch Gluten und ist frei von genetisch veränderten Organismen (GMO).
Bill Gates und Börsenhype
Die Universität Michigan untersuchte in einer Studie, ob der Beyond Meat Burger in puncto Umweltschutz hält, was er verspricht. Das Ergebnis: Im Vergleich zu einem gleich schweren Beef-Patty verbraucht er 99 Prozent weniger Wasser, 93 Prozent weniger Land, 46 Prozent weniger Energie und verursacht 90 Prozent weniger Treibhausgase. Oder, wie Markus Thaller, Category Manager Fleisch & Wurst bei Metro Deutschland, es formuliert: „Der Erfolg in den USA beweist, dass es sich hier um ein revolutionäres Produkt handelt.“ Das wirtschaftliche Potenzial von Fake-Meat-Produkten scheint tatsächlich enorm.
Beyond Meat legte Anfang Mai in New York einen aufsehenerregenden Börsengang hin – den erfolgreichsten in den USA seit 19 Jahren nämlich. Die Aktie steigerte sich an einem einzigen Vormittag um 163 Prozent, von 25 auf 60 Dollar. Hinter dem wirtschaftlichen Erfolg stecken auch prominente Investoren wie Bill Gates, Leonardo DiCaprio sowie die beiden Twitter-Gründer Evan Williams und Biz Stone, die von Beyond Meat begeistert sind.
Fleisch ohne Fleisch: ein Paradoxon? – Diese Pizza ist 100 Prozent pflanzlich und verbraucht in der Produktion 46 Prozent weniger Energie.
Auf die Kunden scheint das auch zuzutreffen. In Southern California werden laut Beyond Meat bereits mehr Beyond Burger als Beef Burger im Supermarkt verkauft, und mittlerweile hat das Fake Meat auch den Sprung über den Atlantik geschafft.
In Deutschland nahm der Discounter Lidl den Beyond Burger Ende Mai ins Sortiment auf, und einen Monat später war er in vielen Filialen schon ausverkauft. Anfang Juli bot der Marken-Discounter Netto im Rahmen einer Verkaufsaktion zwei Beyond-Meat-Burger-Pattys um 4,99 Euro an.
In österreichischen Supermärkten sucht man Beyond Meat bisher vergeblich, aber Metro bietet es bereits seit Anfang März für die heimische Gastronomie an (in Deutschland schon seit November 2018). Fabio Ziemßen, Director of Food Innovation beim Metro-Innovationshub: „Wir brauchen unbedingt Alternativen für tierische Produkte aus der Massentierhaltung, um den hohen Ressourcenaufwand zurückzuschrauben. In diesem Zusammenhang entspricht das Produkt von Beyond Meat dem Zeitgeist und hilft uns bei der Optimierung des existierenden Foodsystems.“
Wettrennen um Fleisch ohne Fleisch
Er kommt in Sojawurzeln vor und ähnelt dem Muskelprotein Myoglobin, das wiederum für das charakteristische Aroma und die Farbe von Fleisch verantwortlich ist. Es gilt daher als Schlüssel zum perfekten Fake Meat. Das Forschungsteam von Impossible Foods gewinnt Häm mittels Fermentation, und fünf Jahre lang wurde am Rezept für den Impossible Burger getüftelt. 80 Millionen Dollar flossen in die Produktentwicklung.
Wir brauchen unbedingt Alternativen für tierische Produkte aus der Massentierhaltung, um den hohen Ressourcenaufwand zurückzuschrauben.
Fabio Ziemßen, Director of Food Innovation beim Metro-Innovationshub, sieht in Fake Meat vor allem eine große Chance für den Umweltschutz
Aber auch die zwei größten Kaliber der Foodindustrie haben sich dem Meatless-Trend verschrieben, und noch dazu gemeinsam: McDonald’s und Nestlé. Das Nestlé-Tochterunternehmen Garden Gourmet bietet in deutschen, niederländischen und schwedischen Supermärkten bereits fleischlose Produkte an und liefert seinen Incredible Burger aus Soja- und Weizenprotein seit April dieses Jahres an den Fast-Food-Giganten. Nestlé hat auch bereits seinen zweiten Meatless Burger am Start: Ab Herbst soll der neue Awesome Burger der Unternehmenstochter Sweet Earth in den USA im Detailhandel, in Restaurants und Mensen an Universitäten verkauft werden. Die Ankündigung beendete vorübergehend den Höhenflug der Beyond-Meat-Aktie.