Ein Schluck Pizza in der besten Bar Nordamerikas
Was darf es sein? Eine flüssige, beschwipste Pizza oder doch ein French-Toast-Cocktail mit einem essbaren Martini dazu? In der New Yorker Bar Double Chicken Please, kurz DCP, hat der Gast die Qual der Wahl: Welche Lieblingsspeise will er trinken? Ja, richtig gelesen: trinken. Die Barkeeper Faye Chen und GN Chan kochen in ihrer Küche nämlich keine klassischen Speisen, sondern Cocktails.
Aber fangen wir bei jenem Moment an, der das derzeit so angesagte Barkeeperduo vor der Eröffnung seiner Bar zum ganz speziellen Konzept inspiriert hat:
Was darf es sein? Eine flüssige, beschwipste Pizza oder doch ein French-Toast-Cocktail mit einem essbaren Martini dazu? In der New Yorker Bar Double Chicken Please, kurz DCP, hat der Gast die Qual der Wahl: Welche Lieblingsspeise will er trinken? Ja, richtig gelesen: trinken. Die Barkeeper Faye Chen und GN Chan kochen in ihrer Küche nämlich keine klassischen Speisen, sondern Cocktails.
Aber fangen wir bei jenem Moment an, der das derzeit so angesagte Barkeeperduo vor der Eröffnung seiner Bar zum ganz speziellen Konzept inspiriert hat: Zwei taiwanische Freunde verlassen ihre Heimat und landen etwas planlos, aber mit der groben Idee, eine Bar eröffnen zu wollen, in New York.
Eines Abends bestellen sie Pizza. Doch die warme Köstlichkeit wird kalt und als sie später dennoch hineinbeißen, fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen: „Lass uns einen Cold Pizza Cocktail machen!“ Gesagt, getan. Die Rezeptur: Tequila bildet die Basis, gefolgt von einem hausgemachten Basilikum-Cordial, Tomatenwasser und Parmesan. Präsentiert wird das trinkbare Gericht in einer Coupette – das kreisrunde Glas soll die ganze Pizza symbolisieren. Der Drink selbst wird mit einem essbaren Pizza-Slice-Sticker getoppt – zur Erinnerung an Pizzaecken. Die Idee sorgte für Aufsehen und bildet heute das Fundament für das Erfolgskonzept des Double Chicken Please.
Not macht erfinderisch
Was man bei einer Erfolgsgeschichte wie dieser gerne ausblendet, ist der Weg vor der großen Party. Wohl kein langfristiges und disruptives Geschäftsmodell ist aus dem Nichts entstanden – stets geht dem schönen Ergebnis ein harter Prozess voran; gerade in kreativen Welten wie der Bar und Gastronomie.
So auch bei Faye Chen und GN Chan. Er spricht etwa davon, dass jeder einzelne Schritt in Richtung DCP eigentlich aus einer Krise heraus entstanden ist. Nach mehreren Pechsträhnen landete er pleite auf den Straßen Taiwans. Erst versuchte er sich notgedrungen als Straßenmagier. Bald stand er aus purer Verzweiflung in einer Bar und flehte regelrecht um Arbeit. Das Leben und der dortige Betreiber hatten offenbar Erbarmen – er bekam seine Chance.
„Die Bar ist meine Bühne. Sie ist meine Bestimmung.“
Der Barkeeper und ehemalige Straßenmagier GN Chan liebt das Rampenlicht
Und nutzte sie mit besonderem Engagement: GN lernte das Handwerk des Barkeepings akribisch von der Pike auf. „Ich liebte es schon immer zu performen. Und im neuen Job realisierte ich: Die Bar ist meine Bühne. Sie ist meine Bestimmung“, sagt er heute, in seiner Stimme schwingen noch immer Erleichterung und Dankbarkeit.
Denn der Job als Barkeeper bot ihm nicht bloß die Möglichkeit, seine Brötchen zu verdienen, vielmehr konnte der kreative Kopf darin auch seine Liebe fürs Design frei ausleben. Daraus erwuchs bald der Wunsch, gemeinsam mit seiner Barkollegin Faye eine eigene Bar zu eröffnen. Und das nicht etwa in Taiwan, sondern wenn schon, dann in New York.
Kaum im Big Apple gelandet, wurde dem Duo jedoch schnell klar, dass es in der ultimativen Weltstadt nach ganz eigenen Regeln zugeht. Harte Bandagen warteten! Mal wurden sie bei der Immobiliensuche aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert. Ein andermal standen sie zwar vor einem potenziellen Vermieter, doch der war im Drogenrausch und somit nicht verhandlungsfähig.
„New York eben“, sagen sie heute schmunzelnd. Um mit ihrem DCP – der Name stand damals schon fest, das Barkonzept war noch ein eher klassisches – endlich in die Gänge zu kommen, organisierten sie schließlich einen Minivan und tingelten damit als Pop-up-Bar los.
„Rassismus und Vermieter im Drogenrausch haben uns das Finden einer
Location schwer gemacht.“
New York City stellte das Barkeeperduo vor große Herausforderungen
Mit vier Cocktails und einer gehörigen Portion Verunsicherung im Gepäck ging es quer durchs ganze Land, bis schließlich doch ein Spot in New York frei wurde, an dem sie als Bargründer sesshaft werden konnten. Müßig zu erwähnen, dass dies genau im November 2020 der Fall war – mitten in der Pandemie. Doch längst hatten sich die beiden ein dickes Fell zugelegt und Krisenbewältigung zum Hobby erklärt. Also gelang schließlich das Unmögliche – nicht zuletzt aufgrund dieser einen Pizza, die kalt genossen den Durst nach neu interpretierten Flüssigspeisen weckte.
Für Gewohnheitsmenschen und Abenteurer
Was also erwartet heute den Gast in der besten Bar Nordamerikas? Im Front Room servieren die Barkeeper Klassiker mit saisonalem Twist aus dem Zapfhahn, um die hektischen und schnelllebigen Lower East Sider abzuholen. Im hinteren Bereich, dem Coop, treffen sich die neugierigen Abenteurer.
Das Serviceteam präsentiert hier die Welt der trinkbaren Speisen: Die Appetizer-Cocktails, wie der Waldorf Salad, bieten einen leichten Start in den Abend. Die Hauptgänge wie Cold Pizza oder Red Eye Gravy sind stärkerer Natur. Den krönenden Abschluss machen die süßen Dessert-Cocktails – Key Lime Pie oder French Toast zählen zu den Favoriten.
Doch bei diesem Angebot wird es nicht bleiben. Stets Neues zu kreieren und weitere Projekte zu entwickeln, liegt in der DNA der DCP-Macher. Sie sagen: „Die Cocktailbar wird immer im Fokus stehen, aber wir wollen designtechnisch expandieren.“ Der größte Traum? „Mit McDonald’s kooperieren.“ Wer weiß, vielleicht erwartet uns beim nächsten Mäci-Besuch ein Double Cheeseburger Cocktail mit Gürkchenlikör im Pappbecher. Vielleicht eine Apfeltasche dazu?
GN Chan & Faye Chen
Eigentlich wollte GN Chan nach seinem Studium in Taiwan als Industriedesigner durchstarten. Doch nachdem er betrogen wurde und notgedrungen als Magier auf der Straße landete, suchte er nach einem sicheren Job. So fand er sich als Barkeeper wieder und bildete sich in der Branche weiter. 2011 kam GN nach New York und arbeitete in einer Theaterbar, während er seine Marke Double Chicken Please entwarf. 2020 eröffnete er schließlich mit seiner ehemaligen Kollegin Faye Chen seine eigene Bar mit integriertem Designstudio. Bereits drei Jahre später, 2023, wurde das Double Chicken Please von „50 Best“ als beste Bar Nordamerikas und zweitbeste Bar der Welt ausgezeichnet.