Verdammt guter Stoff
Wenn nicht der Zufall Regie geführt hätte, die aktuell beste Barkeeperin Österreichs hätte wohl nie erfahren, dass in ihren Adern eine besondere Mischung pulsiert! Aber die Geschichte geht nun mal so: Irgendwann, Aylin Stadlwieser war längst erwachsen, erzählte ihr Vater von seinem Papa. Von einem längst vergangenen Leben, das Aylin nie kennengelernt hatte.
„Mein Opa ist sehr früh verstorben“, sagt sie. Jedenfalls fiel erst in diesem Moment ein Nebensatz: „Dein Opa war ja einmal Barkeeper auf einem Kreuzfahrtschiff. Er hatte sogar eine Bar in Innsbruck …“
Wenn nicht der Zufall Regie geführt hätte, die aktuell beste Barkeeperin Österreichs hätte wohl nie erfahren, dass in ihren Adern eine besondere Mischung pulsiert! Aber die Geschichte geht nun mal so: Irgendwann, Aylin Stadlwieser war längst erwachsen, erzählte ihr Vater von seinem Papa. Von einem längst vergangenen Leben, das Aylin nie kennengelernt hatte.
„Mein Opa ist sehr früh verstorben“, sagt sie. Jedenfalls fiel erst in diesem Moment ein Nebensatz: „Dein Opa war ja einmal Barkeeper auf einem Kreuzfahrtschiff. Er hatte sogar eine Bar in Innsbruck …“
Spätestens seit diesem Moment kann sich Aylin Stadlwieser zumindest erklären, warum ihr Herz so sehr für die Mixologie schlägt und eben doch nicht für das Marketingstudium, das sie eigentlich angepeilt hatte. „Vielleicht habe ich die Liebe zum Beruf von ihm“, sagt sie augenzwinkernd.
Einige Studentenjobs in Bars in St. Anton am Arlberg und Ischgl später war nämlich klar – die Welt hinter dem Tresen ist die ihre.
Die reizvolle Welt der Cocktails
„Nach zwei Wintersaisonen stellte ich fest, dass mir die Arbeit in der Bar Spaß macht, ich aber die Welt der Cocktails noch spannender finde und das Barkeepen richtig lernen wollte.“ Um ganz ohne Hüttenzauber und Après-Ski-Flair dieser Berufung nachzugehen, übersiedelte die Tirolerin 2014 nach Wien.
Jobs in kleineren Bars, die es heute nicht mehr gibt, folgten, und eine Ausbildung bei der European Bartenders School in Berlin eröffnete professionelle Möglichkeiten. „
Ich bin gerne der Host, mir sind die Stimmung und die Musik in der Bar ebenso wichtig wie die Drinks. Ich denke, ich habe einen guten Sinn dafür, stimmige Drinks zu entwickeln, die bei den Gästen gut ankommen.“
Optimieren konnte Stadlwieser ihr Berufscredo in der legendären „Roberto’s American Bar“ und seit Herbst 2021 im „Truth & Dare“ in der Schönlaterngasse im Herzen Wiens.
Mit smoothen Drinks den Gast inspirieren
Hier eröffnete sich für die 30-Jährige eine völlig neue Barwelt. Während in St. Anton der Fokus mehr auf Bier und Longdrinks lag und in Ischgl auf Champagner, lernte sie erst in Wien das Thema Cocktails in seiner Tiefe zu verstehen. Selbst erinnert sie sich so an diese Phase der Erkenntnis:
„Das Roberto’s war eine High Volume Bar mit Fokus auf Klassikern“, perfekt, um das eigene Können also von der Pike auf zu lernen.
„Im Truth & Dare kann ich nun aber endlich auch kreativ sein.“ Wobei das auch bedeutet, dass sie ihre eigene Interpretation von Kreativität entwickeln durfte.
„Das ist für mich nicht mit atemberaubenden Signatur Cocktails gleichzusetzen“, betont sie.
„Meinen Style an Drinks würde ich eher als smooth und clean beschreiben. Mir ist wichtig, dass es den Gästen schmeckt und nicht, ob es extra verrückt und ausgefallen ist.“
Deko muss für Aylin Sinn ergeben, sonst wird sie weggelassen und das im Sinne von Nachhaltigkeit und Zero Waste. Dieser Zugang war wohl die wichtigste Zutat, weshalb Stadlwieser heute nicht nur von ihren Gästen, sondern vor allem von ihren Branchenkollegen so hochgeschätzt wird.
Die zweite Zutat ist außerdem ihre Resilienz gegenüber äußeren Einflüssen: Vorbilder oder Idole hat sie keine. „Grundsätzlich sind alle Kolleginnen und Kollegen Vorbilder, die mit echter Passion ihren Job erstklassig ausüben.“
„Ein guter Barkeeper sollte sein Ego zurücknehmen. Das hat hier keinen Platz!“
– Aylin Stadlwieser über die schlechteste Zutat beim Mixen
Das Ego hat nichts zu melden
Dieser Zugang macht die außergewöhnliche Mixologin zudem gegen diverse Social-Media-Trends immun. Derartige Plattformen nützt die passionierte Hobbytänzerin bloß, um „die Leute in meinen Baralltag oder zu Gastschichten ins Ausland mitzunehmen.“
Übertriebene Egomanie in der Branche sind dem bescheidenen Champion immer schon suspekt gewesen:
„Ein guter Barkeeper sollte sein Ego zurücknehmen und auf die Wünsche des Gastes eingehen. Wenn jemand den guten Whiskey mit Cola trinken möchte, ist es egal, was ich davon halte, Hauptsache, der Gast ist zufrieden. Nicht jeder möchte belehrt werden, doch ist es schön, wenn ich Gäste inspirieren kann, einmal etwas Neues auszuprobieren. Das ist vor allem mein Job.“
Eine Unkompliziertheit, die runter geht wie – ein guter Drink.