Angriff der Killer-Zikade: Wie Weinbauern mit der krabbelnden Bedrohung umgehen
Sie war klein und unscheinbar und doch für die europäischen Winzer eine Katastrophe: Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zerstörte die aus Nordamerika eingeschleppte Reblaus ein Gros unserer Weingärten. Die Gefahr konnte dank reblausresistenter Unterlagsreben zum Glück gebannt werden. Doch dieser Tage werden alte Erinnerungen wach: Die sogenannte Amerikanische Rebzikade treibt den heimischen Winzern vor allem in Österreich aktuell tiefe Sorgenfalten ins Gesicht.
Sie war klein und unscheinbar und doch für die europäischen Winzer eine Katastrophe: Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zerstörte die aus Nordamerika eingeschleppte Reblaus ein Gros unserer Weingärten. Die Gefahr konnte dank reblausresistenter Unterlagsreben zum Glück gebannt werden. Doch dieser Tage werden alte Erinnerungen wach: Die sogenannte Amerikanische Rebzikade treibt den heimischen Winzern vor allem in Österreich aktuell tiefe Sorgenfalten ins Gesicht.
Aus gutem Grund: Dieses ebenso bloß wenige Millimeter kleine Insekt überträgt als einziges Getier einen Erreger namens Candidatus Phytoplasma vitis. Die daraus resultierende Rebenerkrankung „Goldgelbe Vergilbung“ ist nicht nur für andere Weinstöcke hochansteckend, sie endet für jeden infizierten Weinstock ausnahmslos tödlich! Vor allem in der Oststeiermark werden aktuell besorgniserregende Befälle gemeldet, sagt Martin Hartinger, in der Landwirtschaftskammer Steiermark für Weinbau und Kellerwirtschaft zuständig.
Selbst die Biowinzer müssen per Gesetz Insektizide spritzen!
Fabian Bayer, Winzer aus der Steiermark
Er weiß: „In Österreich wurde die Rebzikade erstmals 2009 entdeckt. Da hat man gleich reagiert und konnte sie eindämmen. Doch jetzt verzeichnen wir plötzlich massive Ausbrüche!“ Seiner Meinung nach kann man als Winzer die Sache nicht ernst genug nehmen. Das sieht auch der steirische Paradewinzer Armin Tement so: „Wenn einmal ein Weinstock befallen ist, muss man ihn fällen, damit nicht binnen kürzester Zeit der gesamte Weingarten vernichtet wird.“
Zwangsrodungen schon stattgefunden
Wie ernst die Situation aus Winzersicht ist, schildert Fabian Bayr vom Weingut Trapl in der Weststeiermark so: „Bereits das dritte Jahr infolge sind alle Winzer gesetzlich verpflichtet, Insektizide zu spritzen – selbst die Biowinzer müssen mitziehen!“
Dabei ist nicht einmal klar, inwieweit diese überhaupt wirklich schützen. Außerdem ist inzwischen in der Steiermark eine Verordnung in Kraft, wonach bei einer gewissen Fallzahl nicht mehr nur die betroffenen Reben entnommen und sogar verbrannt werden müssen, sondern der gesamte Weingarten per Strafandrohung zu roden ist.
Bayr und Tement sind sich einig: „Man muss die Sache sehr ernst nehmen. Aber wenn wir alle zusammenhalten, kann das Problem auch bald gelöst sein. Wichtig aber ist, dass auch private Rebstöcke in Gärten beobachtet werden. Ein einziger befallener Stock kann alle Bemühungen wieder zunichtemachen!“
Tatsache ist: Schuld an der Ausbreitung ist das Zusammenspiel aus Klimawandel und Globalisierung. Die Larven kommen über die Wasserwege vom Süden nach Mitteleuropa, wo sie inzwischen klimatische Bedingungen vorfinden, die ihnen schmecken. Und uns umgekehrt den Weingenuss verderben.