Legenden: James Beard
In the beginning, there was Beard“, hat Julia Child, eine bekannte US-amerikanische Köchin und Kochbuchautorin, einmal gesagt. Ted Allen, Autor und Fernsehmoderator aus den USA, fügt hinzu: „He gave us benchmarks for eating, for cooking and for living.“ Diesem Lobgesang würden sich wahrscheinlich noch viele andere anschließen – nicht zu Unrecht wird James Beard heute als „America’s First Foodie“ bezeichnet. Doch alles auf Anfang.
Wie das Leben so spielt
Der 1903 in Portland, Oregon geborene US-Amerikaner hatte zunächst ganz andere Pläne für sein Leben als eine Karriere in der Gastronomie: Er wollte als Schauspieler Fuß fassen. Für kurze Zeit studierte er am Reed College in Portland, von dem er im Jahr 1923 verwiesen wurde – offiziell aufgrund unzureichenden Studienerfolgs, laut Beard musste er aber wegen seiner Homosexualität das College verlassen.
Danach schloss er sich einer Theatergruppe an, lebte mehrere Jahre im Ausland und studierte Schauspiel und Gesang. Der große Durchbruch blieb aber aus. Beard gründete daher Mitte der 30er-Jahre eine Catering-Firma in New York City, 1937 folgte die Eröffnung eines kleinen Lebensmittelladens namens Hors d’oeuvre.
Zu dieser Zeit wurde dem Sohn einer passionierten Köchin und Gastgeberin – seine Mutter führte eine Pension – klar, dass seine Zukunft in der Gastronomie liegen wird. Das Gastro-Gen wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Von nun an lebte er in der Branche voll auf und machte sich weit über die Grenzen New York Citys einen Namen.
Steile Karriere
1940 erschien sein erstes Kochbuch mit dem Titel „Hors d’oeuvre & Canapés“, das dem Essen gewidmet war, das auf den zahlreichen Cocktailpartys, die in New York gerade boomten, serviert wurde. In den Folgejahren veröffentlichte er noch einige mehr – insgesamt waren es 22 Kochbücher, die er zu Lebzeiten geschrieben hat.
In den Jahren zwischen 1945 und 1955 war er auch in den Medien omnipräsent: Er trat in der allerersten TV-Kochshow Amerikas auf und war auch in anderen Formaten im Fernsehen zu sehen. Beard war ein beliebter Gast bei diversen Radiostationen und verfasste zudem regelmäßig Artikel und Kolumnen für unterschiedliche Printmedien. Und so ganz nebenbei führte er auch ein eigenes Restaurant auf der Insel Nantucket in Massachusetts.
Ab 1955 leitete er auch seine eigene Kochschule: die James Beard Cooking School. In den folgenden 30 Jahren blühte er als Kochlehrer auf, in seiner eigenen Schule in New York, später auch in Seaside, Oregon und auch als Gast in anderen Kochschulen, Frauenvereinen und anderen Institutionen auf der ganzen Welt.
James Beard war unermüdlich – es war ihm ein Anliegen, seine Botschaft in die Welt hinauszutragen: Er wollte Bewusstsein für das kulinarische Erbe seines Heimatlandes schaffen, für gutes Essen, das auf eine einfache Art und Weise zubereitet wird mit frischen, gesunden und regionalen Lebensmitteln. In einem seiner Bücher, „James Beard’s Cookery“, spiegeln rund 1500 Rezepte die Vielfalt der US-amerikanischen Nationalküche wider, die seines Erachtens durch das Zusammenleben der unterschiedlichsten Nationalitäten entstanden ist.
Ein weiteres, nicht weniger wichtiges Anlieges Beards war es, den Menschen zu zeigen, dass Kochen Spaß macht. „In den letzten 25 Jahren, in denen ich das Kochen unterrichte, habe ich versucht, den Menschen klarzumachen, dass es in erster Linie Spaß machen soll“, resümierte er im Jahr 1977. „Je mehr man darüber weiß, was man da tut, umso mehr Spaß macht es.“
Unsterblich
James Beard ist 1985 im Alter von 81 Jahren in New York City gestorben. Zu seinen Ehren wurde ein Jahr später die James Beard Foundation gegründet, die bis heute sein kulinarisches Erbe weiterträgt und mit den James Beard Awards jährlich herausragende Köche, Weinexperten, Journalisten und Kochbuchautoren auszeichnet.
Er war es, der nicht nur das amerikanische Essen an sich populär machte, er bewirkte auch, dass die Idee dahinter verstanden wurde. Er war es, der der Nationalküche seiner Heimat zu neuem Glanz verholfen hat. James Beard war es, der die US-amerikanische Kochkunst und Esskultur von Grund auf revolutioniert hat.