Legenden: César Ritz
Vom Tellerwäscher zum Grandhotelier
Something ritzy“, sagt der Amerikaner, wenn er etwas nicht nur nobel- elegant, sondern fast schon protzig-stinkvornehm findet. Wer kann schon von sich behaupten, dass ein Wort nach ihm kreiert wurde?! Der Schweizer César Ritz prägte diesen Begriff von Luxus in der Hotellerie, indem er den Hotels seiner Zeit den Stempel aufdrückte. Und so gab der Prince of Wales und spätere britische König Edward VII. nicht ohne Grund Ritz den Titel „König der Hoteliers und Hotelier der Könige“.
Blaublütige Gäste und ihre Vorlieben
Angefangen hat der 1850 im Kanton Wallis geborene César Ritz ganz klein mit einer Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Karriere sozusagen. Mutig ging der damals 17-Jährige 1867 nach Paris und arbeitete sich dort vom Schuhputzer zum Träger und später zum Zimmerkellner hoch.
Erst in einfachen Häusern, bis ihm nach zwei Jahren mit dem Voisin der Einstieg ins exklusivste Hotel der Stadt gelang – und damit der Zugang zur feinen Welt, deren kulinarische Vorlieben er bis ins Detail studierte. Sein erster kluger Schachzug. Denn César Ritz erkannte, dass die noblen Gäste wie Sarah Bernhardt, George Sand und Alexandre Dumas für das viele Geld, das sie für Kost und Logis ausgaben, nur sehr dürftig umsorgt wurden.
Seine Aufmerksamkeit wurde mit großzügigen Trinkgeldern belohnt. Im Voisin kam es auch zu der schicksalhaften Begegnung mit dem damals schon berühmten Meisterkoch Auguste Escoffier, der ihm als Freund, Berater und später engster Mitarbeiter viele Türen öffnen sollte.
Komfort für die Luxushotellerie
Die nächsten Jahre verbrachte César Ritz damit, der Hautevolee der damaligen Zeit zu folgen – die Winter verweilte er im Grand-Hôtel in Nizza, die Sommer verbrachte er als Restaurantdirektor im Hotel Rigi-Kulm in Luzern. Dort bot ihm auch Maximilian Pfyffer die Leitung seines Luxushotels National an – eine Position, in der der junge Mann aus dem Wallis beweisen konnte, wie sehr sich in den wenigen Jahren sein Verständnis für die Hotellerie geschärft hatte.
Der Schweizer brachte endlich den Komfort in die noblen Herbergen, der ihnen gefehlt hatte: private Badewannen, elektrisches Licht, Zimmertelefone, feines Leinen, schöne Möbel und geräumige Schränke. Luxus und rauschende Feste ließen Adel und wohlhabende Gäste aus ganz Europa ins National in Luzern kommen.
Auch hier an Ritz’ Seite Auguste Escoffier, der ihn weiter begleiten sollte. Damit beginnt die schöpferische Hochphase des Hoteliers. 13 Sommer führt er das Hotel National, das den Winter über geschlossen hat, im Winter arbeitet er in renommierten Hotels in Monte Carlo, Cannes, Menton, Nizza und Biarritz.
So führt er bis zu zehn Hotels gleichzeitig – eine Mammutaufgabe Ende des 19. Jahrhunderts.
Einzug der Haute Cuisine
1888 eröffnet Ritz gemeinsam mit seinem Freund Escoffier das Hotelrestaurant De la Conversation in Baden-Baden. Der deutsche Kaiser, Adel, Militär und Berühmtheiten aus aller Welt gehen dort ein und aus – und tragen den Namen César Ritz in die Welt. So auch der englische Theateragent und Hotelier Richard D’Oyly Carte, der Ritz nach London holte, um ihm die Leitung seines neu eröffneten Hotels Savoy zu übertragen.
Die Küchendirektion übernimmt Auguste Escoffier, er kreiert sieben Jahre lang für die internationalen Stars und Sternchen und erfindet Klassiker wie „Pfirsich Melba“. Gemeinsam bringt das Erfolgsduo Ritz-Escoffier den Londonern bei, außer Haus zu speisen. Die Gäste des Savoy sollen den Hotelier dann auch dazu gedrängt haben, ein eigenes Hotel in Paris zu eröffnen.
Diesen Traum verwirklicht César Ritz 1898 mit dem Ritz an der mondänen Place Vendôme. In der Luxusherberge, die den Standard der damaligen Zeit setzt, realisiert der Schweizer alle Superlative von Komfort, die man sich zu dieser Zeit nur vorstellen kann. Ihm folgt wiederum sein Freund Escoffier als Leiter der gesamten Kulinarik-Abteilung.
Wenn wundert es, dass das Ritz sofort der Place to be wurde und César Ritz sich damit ein Denkmal setzte?