Zu wenige Female Chefs: Was sich ändern muss
Begonnen hat alles mit einer einfachen Suchanfrage an Google: „Köchin Österreich“. Nach den Namen Johanna Maier und Lisl Wagner-Bachler, spuckte Google relativ schnell Männernamen aus. Irritierend, fand Karin Stöttinger. Also legte die Kochbuchautorin und Foodbloggerin nach – indem sie ChatGPT bat, eine Liste der besten Köchinnen Österreichs zu erstellen. Auch auf dieser Liste waren nur die ersten drei Namen weiblich, der Rest männlich. Das zeichnet ein Bild, mit dem nicht nur die Gastronomie zu kämpfen hat: Es sind meist Männer, die im Vordergrund stehen. Männer, die ausgezeichnet werden. Männer, die auf Listen erwähnt werden. Auch wenn man sich die Liste der „100 Best Chefs“ von Rolling Pin ansieht – auch hier werden immer noch zu wenige Frauen vorgeschlagen. Dabei arbeiten unzählige Frauen in der Gastronomie: Sie kochen, sind im Service oder auch die treibende Kraft hinter dem Erfolg eines Mannes.
Frauen sind überall, wo Männer auch sind. Aber wie findet man sie? Und warum sind sie so unsichtbar?
Begonnen hat alles mit einer einfachen Suchanfrage an Google: „Köchin Österreich“. Nach den Namen Johanna Maier und Lisl Wagner-Bachler, spuckte Google relativ schnell Männernamen aus. Irritierend, fand Karin Stöttinger. Also legte die Kochbuchautorin und Foodbloggerin nach – indem sie ChatGPT bat, eine Liste der besten Köchinnen Österreichs zu erstellen. Auch auf dieser Liste waren nur die ersten drei Namen weiblich, der Rest männlich. Das zeichnet ein Bild, mit dem nicht nur die Gastronomie zu kämpfen hat: Es sind meist Männer, die im Vordergrund stehen. Männer, die ausgezeichnet werden. Männer, die auf Listen erwähnt werden. Auch wenn man sich die Liste der „100 Best Chefs“ von Rolling Pin ansieht – auch hier werden immer noch zu wenige Frauen vorgeschlagen. Dabei arbeiten unzählige Frauen in der Gastronomie: Sie kochen, sind im Service oder auch die treibende Kraft hinter dem Erfolg eines Mannes.
Frauen sind überall, wo Männer auch sind. Aber wie findet man sie? Und warum sind sie so unsichtbar?
Diese Fragen stellte sich auch Köllinger und gründete als Antwort vor wenigen Monaten die Plattform „Female Chefs“ mit der Unterstützung von Miele. Das Ziel: inspirierenden Frauen aus der Kulinarik sichtbar zu machen. Mittlerweile findet man dort über 50 Frauen. Aber was kann man tun, um über diese Web-Präsenz hinaus Wahrnehmung zu generieren? In einer Podiumsdiskussion, moderiert von „Female Chefs»-Gründerin Karin Stöttinger und Fünf-Hauben-Koch Andreas Döllerer versuchten die Teilnehmerinnen Viktoria Fahringer (jüngste Haubenköchin Österreichs), Katrin & Sabrina Steindl (Unterwirtinnen), Christl Döllerer (Döllerer Genusswelten), Marlene Kelnreiter (Sennerin) und Larissa Andres (Restaurant JOLA) Antworten auf die brennendsten Fragen in diesem Themenspektrum zu finden. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse mitnotiert:
1. Die Sexismus-Falle
Frauen, die mit der Ausbildung beginnen, müssen einiges aushalten. Ein Nachpfeifen hier, ein sexistischer Kommentar da. Auch Viktoria Fahringer hat diese Erfahrungen in ihrer Ausbildung gemacht. Umso wichtiger sei es ihrer Meinung nach, dass Strukturen geschaffen werden, die ein inklusives Arbeitsumfeld fördern. Katrin Steindl erzählte beispielsweise, dass in ihrer Küche sehr streng mit dem männlichen Personal umgegangen wird. Gewisse Dinge werden schlichtweg nicht toleriert. „Es passiert, dass man etwas Falsches sagt, auch mir, aber es ist wichtig das anzusprechen und es aber dann auch wieder sein zu lassen“, meinte Steindl dazu. Sie greife aber auch auf Verwarnungen zurück, wenn sich Fehlverhalten nicht ändert. Larissa Andres merkte an, dass sich die Tonalität in einer Küche schon ändert, wenn man in einer 50/50-Besetzung arbeitet. Vor allem geht es aber um die politische Struktur, so Steindl. Das heißt auch, dass es eine Kinderbetreuung braucht, die sieben Tage die Woche möglich ist, damit Frauen nicht zwangsweise für eine Zeit „verschwinden“ müssen. Auch Christl Möller, selbst Mutter, erzählte, dass sie seit achtzehn Jahren ein schlechtes Gewissen hat. Denn: Wenn sie arbeitet, fühlt sie sich schlecht, weil sie nicht bei den Kindern ist und umgekehrt genauso.
2. Das Rolemodel-Dilemma
Wie in anderen Branchen auch, kämpfen Frauen mit dem Problem, dass sie in diversen Berichterstattungen einfach ausgeblendet werden. Beispielsweise berichtete Katrin Steindl von Bewertungen ihres Betriebes, in dem ihr Vater noch immer als Patron, der die Küche steuert, beschrieben wird. Plottwist: „Er ist seit zehn Jahren in Pension.“ Und auch Larissa Andres erzählte eine dementsprechende Geschichte: Ihr Name wurde in einem Printartikel einfach gestrichen und nur ihr Partner erwähnt. Abseits des offensichtlichen Problems gehe es dabei aber auch um eine Vorbildrolle, wurde betont. Denn wenn Frauen in der Öffentlichkeit genannt oder bewusst vor den Vorhang geholt werden, beeinflusst es das Bild der Öffentlichkeit. Nur so könne man Rolemodels für junge Frauen schaffen, die in der Branche arbeiten wollen. Es liege also auch an den Medien, richtig und genau zu recherchieren und auch bewusst Frauen in die Berichterstattung aufzunehmen, so der Tenor. Larissa Andres dazu „Ich hätte mich gefreut, wenn ich eine Frau gehabt hätte, zu der ich aufschauen kann.“
3. Der Konkurrenz-Irrtum
In einem waren sich am Podium alle einig: Frauen wird von Klein weg beigebracht, dass sie immer ein Stück besser sein müssen als andere Frauen. So berichtete Andres etwa, dass sie andere Frauen früher als Konkurrenz gesehen habe. Genau diese Struktur gelte es zu brechen, betonte sie. Es tue vielmehr gut, andere Frauen kennenzulernen und sich gegenseitig zu unterstützen – wie etwa mit der Plattform „Female Chefs“. Als Frauen profitiert man jedenfalls von der Kraft & Energie anderer Frauen, wie Marlene Kelnreiter weiß. Sie erlebt als Quereinsteigerin große Solidarität, wenn sie proaktiv den Kontakt zu anderen Frauen aus der Branche sucht. Gemeinsame Schlussfolgerung: Diese Ressourcen sollte man nutzen, anstatt sich gegenseitig Steine in den Weg zu legen.
Glücklicherweise hat sich in den letzten zehn Jahren schon etwas geändert, die Stimmen werden lauter. Zwar wird es noch dauern, bis das Ungleichgewicht ausgeglichen ist. Aber wer weiß, vielleicht muss man eines Tages gar nicht mehr bewusst über die Diversität einer Branche nachdenken. Und wer zuhört und ausprobiert, wird daran wachsen. Ganz egal, ob Frau oder Mann.