Ramsays persönlicher Kitchen’s Nightmare
30.01.2014 – Um Gordon Ramsay, der für seine aggressiven Ausbrüche verschriene und mit insgesamt 14 Michelin-Sternen ausgezeichnete Schotte, tost derzeit ein Nachrichtensturm.
Der TV-bekannte Küchenchef schließt seinen gefragten Gastropub in Los Angeles am 27. März 2014. Die Geschäfte laufen gut, das Restaurant ist voll und hervorragend gebucht. Und dennoch wird es zukünftig in The Grove L.A. keine Burger à la Ramsay mehr geben.
Der Grund: Das argentinische Steakhouse „Las Vacas Gordas“, zu deutsch „Die fetten Kühe“, mit Sitz in Miami. Dort gibt es Salate und Gegrilltes, knapp 2750 Kilometer von Los Angeles entfernt. Dieses Unternehmen setzt Ramsay massiv unter Druck, damit er den Namen seines Restaurants ändert. Die Konsequenz: Der Chefkoch schließt seinen Burger-Tempel lieber, als dass er den Namen ändert.
So zumindest die Erklärung. Eine andere ist folgende:
Wenn ein Promi-Koch, laut amerikanischen Medien, eine „mittelmäßige Speisekarte mit Burgern, Pizza und Fritten“ eröffnet, ruft das Kritiker auf den Plan. Diese sehen die Entscheidung etwas differenzierter: Die eigentliche Frechheit an dem Restaurant und dessen Konzept sei, dass Ramsay Gäste, deren Neugier auf die gehobene Gastronomie geweckt wurde, mit seinem berühmten Namen anlocke und anschließend mit mittelmäßiger Küche abspeise. Sie würden hintergangen und getäuscht, weil sie große Kulinarik erwarten und k(l)eine bekämen.
Womöglich ist der Streit zwischen Ost- und Westküste nur ein willkommener Aufhänger für den Abschied vom mittelklassigem Edel-Junkfood.
Gestritten wird allerdings auch vor Gericht:
Laut der New York Daily News hat der deutsche Koch Markus Barthel aus Ohrdruf Anzeige gegen den hoch dekorierten Küchenchef gestellt. Er war am 07.03.2013 zu Gast in einer Dependance des Schotten im The London Hotel in New York City. Bei einem Biss in den kredenzten Burger zog der 28-Jährige sich einige Verletzungen im Mundraum, darunter eine schwerwiegende und nachhaltige Beschädigung der Zunge zu: Er hat seinen Geschmackssinn verloren. Barthel kann seinem Beruf als Koch nicht mehr nachgehen und verlor seine Anstellung als Sous Chef.
„Ein Koch braucht seine Zunge wie ein Pianist seine Finger“ kommentiert sein Anwalt.
Es scheint, dass der Schotte jetzt seinen eigenen Kitchen’s Nightmare hat …
Der TV-Restaurantaufräumer hat zwar offenbar Schwierigkeiten in den eigenen Küchen, lässt sich dadurch allerdings nicht von einer Neuausrichtung seiner Karriere als Fernsehkoch abhalten: Ramsays Vertrag mit seinem langjährigen Partner Channel 4 läuft im kommenden Sommer aus. Laut Presseberichten wird er den Vertrag mit dem Sender nicht verlängern und sich damit unter anderem von seiner international bekannten Serie Hell’s Kitchen verabschieden. Der Gastro-Promi führt derzeit ausführliche Verhandlungen mit der rivalisierenden Sendeanstalt ITV, neue Fernsehformate zu entwickeln, von denen eins der bekannten Reality-Doku Hell’s Kitchen ähneln soll. Besonders in den USA ist dieses Format ausgesprochen erfolgreich.
Laut einer internen Quelle wäre der Wechsel für ITV eine Art Staatsstreich in der britischen Fernsehbranche. Das Management von ITV ist von seinem möglichen Wechsel mehr als begeistert. Das Gleiche dürfte für Ramsay selbst gelten: Channel 4 sei nicht mehr der richtige Partner für den 47-Jährigen und seinen geplanten fulminanten TV-Relaunch.
Der für seine Ausbrüche bekannte Koch wird trotzdem in diesem Jahr noch auf Channel 4 zu sehen sein. Bis zum Ende seines Vertrags wird er für einige Ausgaben der Serie Kitchen Nightmares, die vor zehn Jahren zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, vor der Kamera stehen.
Bald gibt es also wieder wildes Geschrei und harsche Kritik in fremden Küchen zur besten Sendezeit.