Fabrice Desvignes gewinnt den Bocuse d’Or 2007
Man glaubt auf einem Popkonzert zu sein, wenn man die über 3.000 begeisterten Fans aus über 24 Länderen begeistert „Paul, Paul, Paul“ rufen hört, welche damit aber weder Paul Mc Cartny noch Jean-Paul, sondern den mittlerweile 82-jährigen unumstrittenen Küchenpapst und Erfinder der Nouvelle Cuisine, Paul Bocuse, meinen. Bocuse betritt, wie es sich für einen Superstar gehört, natürlich als Letzter die Bühne und bringt damit die restlos ausverkaufte Halle zum Überkochen. Stoisch steht Bocuse, umrahmt von brachialer Musik, die darauf hindeutet, dass jetzt etwas Außergewöhnliches passieren wird, in der Mitte der Bühne und quittiert die frenetische Begeisterung und die Sprechchöre mit einem zufriedenen und stolzen Lächeln. Stolz können Bocuse und die Maschinerie des Bocuse d’Or auf jeden Fall sein, schließlich haben sie es trotz vieler kritischer Stimmen, die meinten, dass das Anrichten auf Platten nicht mehr zeitgemäß sei, geschafft ,den Bocuse d‚Or zum bekanntesten und bestinszenierten Kochwettbewerb der Welt zu machen. Über 1.000 angereiste Journalisten und 50 Kamerateams aus der ganzen Welt machen nicht nur den Gewinner mit einem Schlag zum gefragten und gut gebuchten Weltstar, sondern auch eine unbezahlbare Werbung für den Kochberuf. Das Preisgeld von EUR 20.000,– für den Sieger bzw. EUR 15.000,– für den Zweiten und EUR 10.000,– für den Drittplatzierten sind jedoch nichts gegen das Renommee und die Werbeverträgen mit welchen der Gewinner Fabrice Designes in Zukunft rechnen darf.
Mit dem Sieg des 34-jährigen Assistant Chef des „Présidence du Sénat“ in Paris, Fabrice Desvignes, räumte Frankreich bereits zum sechsten Mal den Sieg ab und ist damit vor Norwegen (3-mal Gold) unumstrittener Champion des Bocuse d’Or. Auf die Frage, warum die Franzosen oder Skandinavier so viel besser als die anderen Nationen seien, verriet mir ein ehemaliger Teilnehmer, dass es nicht nur an der Kochtechnik, sondern vor allem an der Vorbereitung liege. Während die Vorgabe für alle Teams mit einer Fischplatte, auf welcher diesmal norwegischer weißer Heilbutt sowie Königskrabben bzw. Poulet de Bresse auf der Fleischplatte innerhalb von 5 Stunden mit typischen Elementen der jeweiligen Nation gleich zuzubereiten waren, konnten die Vorbereitungen und Budgets der Teams nicht unterschiedlicher sein. So stand z. B. dem österreichischen Team rund um Thomas Göls, welcher mit dem 13. Platz einen schönen Achtungserfolg verzeichnen konnte, dank großzügiger Sponsoren wie QimiQ immerhin ein Budget von EUR 50.000,– zur Verfügung, während Dänemark, mit dem bereits zum zweiten Mal angetretenen Rasmus Kofoed (2. Platz) kolportierte EUR 300.000,– ins Rennen schmiss. Trotz dieser Materialschlacht waren während der ganzen Veranstaltung jedoch immer der olympische Gedanke sowie eine wunderbare Aura voller Freude und Begeisterung zu spüren. Der Australier Luke Cruston brachte es auf den Punkt: „Und wenn ich Allerletzter werde, macht es nichts – denn ich habe mein Bestes gegeben und werde diese Momente der Begeisterung mein ganzes Leben lang nicht vergessen.“
Dieses Gefühl sowie einen sensationellen Erfolg konnte der Sous-Chef des Hotels de Ville in Crissier, Frank Giovannini mit nach Hause nehmen,
welcher mit seinem Commis Crystel Cattin mit dem 3. Platz erstmals einen „bronzenen Bocuse“ für die Schweiz erkochen konnte. Mehr zum „Bocuse d’Or 2007“ sowie Fotos aller Finalisten finden Sie unter www.rollingpin.eu.
Die Gewinner
1. Fabrice DESVIGNES (Frankreich)
Kitchens of la Présidence du Sénat, Paris
2. Rasmus KOFED (Dänemark)
Restaurant Géranium, Kopenhagen
3. Franck GIOVANNINI (Schweiz)
Hotel de ville, Crissier
4. Sven Erik RENAA (Norwegen)
Norvegian Culinary Theatre
5. Markus AUJALAY (Schweden)
6. Kotaro HASEGAWA (Japan)
Steinmetz, Bech
7. Scott JAEGER (Kanada)
The Peartree Restaurant, Brunaby
8. Fridgeir Ingi EIRIKSSON (Island)
Domaine de Clairefontaine
9. Jesus Alberto MORALES (Spanien)
Pedro Larumbre, Madrid
10. Andre GARRET (England)
Gavin at the Windows, London
11. Wahabi NOURI (Deutschland)
Restaurant Piment, Hamburg
12. Luke CROSTON (Australien)
Crown Limited, Melbourne
13. Thomas GÖLS (Österreich)
Meinl am Graben, Wien
14. Gavin KAYSEN (USA)
El Bizcocho, San Diego
15. Patrick BONNE (Belgien)
Le Fellini, Brüssel
16. William Chee Hwa TAN (Singapore)
Fullerton Hotel, Singapore
17. Yinghui JU (China)
Matignon Restaurant, Shanghai
18. Silvio SALMOIRAGHI (Italien)
La Fermata, Casatenovo
19. Bertrus BASSON (Südafrika)
La Famille
20. Marcelo PINHEIROS (Brasilien)
Tarsila Intercontinental Hotel, São Paulo
21. Marc JUNKER (Luxemburg)
Steinmetz, Bech
22. David HERNANDEZ (Mexiko)
L’Olivier, Mexico City
23. Emiliano SABINO (Argentinien)
Hotel Hilton, El Faro
24. Sergej RETCHKALOV (Russland)
Triton Group of Restaurants
Fish prize: Sven Erik RENAA, Norway
Meat prize: Markus AUJALAY, Sweden
Best commis prize: Chang Yung LUA, China