Das waren die Jungen Wilden 2005
Das herrliche Wetter, die malerische Landschaft Mayerlings, das mondäne Restaurant „Hanner“ und die zahlreichen prominenten Feinschmecker: Beim Finale der „Jungen Wilden 2005“ passte einfach alles zusammen! Mit einem Wort: Der erstmals veranstaltete Wettbewerb bestand seine Feuertaufe mit Bravour. Werfen wir aber zunächst einen Blick auf die Entstehungsgeschichte der „Jungen Wilden 2005“ und lassen wir die vergangenen Monate kurz Revue passieren.
Das Image des Kochs hat sich in den letzten Jahrzehnten bekanntlich spürbar gewandelt. Spätestens seit Paul Bocuse sind Köche nicht mehr länger die stillen Genies im Elfenbeinturm, die Tüftler, die ihrer Profession verborgen vor den Blicken der Öffentlichkeit nachgehen. Längst schon haben sie die gastronomische Bühne erobert und werden bisweilen als Stars gefeiert. Viele von ihnen sind nicht nur wahre Künstler, sondern geben sich auch so. Sie haben ihre eigene Sicht der Welt, ihre eigene Einstellung zum Leben und ihre eigene Art des Auftretens. Dies trug ihnen den Namen die „Jungen Wilden“ ein.
Egal, ob sie nun Jamie Oliver, Ferran Adrià, Heston Blumenthal oder Ralf Zacherl heißen: Sie alle sind von ihrer Persönlichkeit, vor allem aber von ihrem Kochstil her weitaus unkonventioneller und experimentierfreudiger als das Gros ihrer Kollegen. Um die Paradiesvögel von morgen zu entdecken und zu fördern und damit auch einen Kontrapunkt zu anderen – zugegebenermaßen sehr wichtigen und äußerst verdienten – Nachwuchsbewerben zu schaffen, rief „Rolling Pin – Jobs & Business“ mit Unterstützung der Firma „Steirer-Kren“ heuer einen neuen Wettbewerb ins Leben, der ganz diesen „Jungen Wilden“ gewidmet ist.
Mehr als 300 Anmeldungen
Teilnahmeberechtigt waren alle professionellen Köche aus dem deutschsprachigen Raum, die Küche auf hohem Niveau bieten und dennoch eingetretene Pfade verlassen wollen. Ihre Aufgabe war es, ein möglichst originelles Gericht mit Kren (Meerrettich) zu kreieren. Da es sich dabei um eine ebenso gesunde wie nicht gerade alltägliche Zutat handelt, war der Einfallsreichtum der Teilnehmer besonders gefordert.
Die Interessenten konnten sich direkt auf unserer Website www.rollinpin.at anmelden und erhielten kostenlos eine Grundausstattung von Steirer-Kren zugesandt, mit welcher sie arbeiten und ihr ganz spezielles Rezept kreieren konnten. Konventionelles oder gar Traditionelles hatte bei dieser Vorausscheidung nichts verloren – Außergewöhnliches war gefragt! Das Echo von Seiten der Teilnehmer war erstaunlich groß:
Über 300 kreative Köpfe meldeten sich für die Vorausscheidung an und sandten durchwegs originelle Rezepte ein, die gleichzeitig deutlich machten, wie unterschiedlich die Teilnehmer an die zugegebenermaßen nicht ganz einfache Aufgabenstellung herangingen.
Dabei zeigte sich ganz deutlich, dass bei aller Originalität die Qualität der Kreationen keineswegs zu leiden hatte. Aus allen Einsendungen wählte Ralf Zacherl, einst sternendekorierter Küchenchef und heute Deutschlands trendigster Fernsehkoch (Pro Sieben, RTL 2, ZDF), die drei Einsender mit den attraktivsten Kreationen aus.
Dabei handelte es sich zunächst um Stefan B. Richter aus dem deutschen Limburg an der Lahn, der im Werner Senger Haus in Limburg arbeitet und mit einem „Filet vom Wels unter einer Apfel-Kren-Kruste an Rosette von Zitronenkartoffeln auf Rote-Beete-Confit und Schaum von Steirer-Kren“ ins Rennen ging. Finalist Nummer zwei war der 30-jährige Peter Jungbauer aus der Steiermark, der auf der AIDAaura tätig ist und eigens an Land ging, um seinen „Steinbutt in Brioche im Steirer-Kren-Mantel auf Karotten-Ingwerpüree und Zitronengrassauce“, also Produkte, die eigentlich auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, zu präsentieren.
Der Dritte im Bunde war Oliver Scheiblauer aus Wien, der dort ein eigenes Catering-Unternehmen betreibt und schon mit Wolfgang Puck bei der Oscar-Verleihung tätig war. Sein großes Vorbild ist Ferran Adriá mit seinem weltberühmten Restaurant „El Bulli“, seine Kreation trug den Namen „Gegrilltes Lamm auf Melonen-Pilzragout mit Krenschaum, einem Ei im Ei und einer Creme Brûlée vom Hondashi Tofu und Chili“. Auch wenn die drei Kontrahenten mit recht unterschiedlichen Konzeptionen antraten, waren sie sich in einem Punkt absolut einig: „Wir sind zwar vielleicht nicht mehr ganz so jung – aber wir sind echt wild“!
Das große Finale
Diese drei Finalisten traten schließlich am 6. September 2005 in Heinz Hanners renommiertem Restaurant „Hanner“ in Mayerling an, um vor ebenso kompetenten wie prominenten Juroren um den Sieg zu kämpfen – pardon: zu kochen. Die 20-köpfige Fachjury umfasste neben dem eigens aus Berlin angereisten Ralf Zacherl und bekannten heimischen Gourmetjournalisten vor allem namhafte Vertreter von Österreichs Haubenelite, die dem Beginn des Bewerbes schon gespannt entgegenblickten.
Hausherr Heinz Hanner: „Ich bin glücklich, dass mein Restaurant diesen Wettbewerb ausrichten darf. Gleichzeitig möchte ich dem Initiator und Organisator ein großes Lob aussprechen. Mit den Jungen Wilden betritt man bislang unbekanntes Terrain und versucht, Grenzen neu zu ziehen. Dieser Bewerb schafft eine Plattform für eine neue Generation von Köchen, und man kann nie genug für den Nachwuchs tun!“
Prof. Franz Zodl (Präsident VKÖ): „Wie Sie wissen, fühle ich mich ja eher der traditionellen Küche verbunden. Da ich aber der Überzeugung bin, dass auch die gewagteste Kreation auf traditionellen Prinzipen basieren muss, bis ich gespannt, was uns heute erwartet. Vor allem aber finde ich die Sache gut, weil die Jugendarbeit ja uns allen stets ein Anliegen ist.“ Thomas Dorfer (Landhaus Bacher, Mautern): „Ich vertrat ja heuer Österreich beim Bocuse d’Or und fiebere mit den Teilnehmern mit. Ich halte allen drei die Daumen!“ Auch Roland Trettl (Hangar 7, Salzburg) und Gerhard Fuchs (Saziani Stubn, Straden) waren sich einig: „Eine tolle Idee! Man muss die Kreativität der Leute fördern, und das geht am besten, wenn sie sich so richtig austoben können!“
Die topmoderne Küche im „Hanner“ bot – ebenso wie das ganze Restaurant – den idealen Schauplatz für die Veranstaltung. Dank der großzügigen Raumgestaltung hatten die Juroren die Möglichkeit, von ihrer eleganten Tafel aus das Geschehen in der Küche direkt zu verfolgen. Nach der Begrüßung durch Heinz Hanner und Jürgen Pichler, Herausgeber von Rolling Pin – Jobs & Business und Organisator des Wettbewerbs, schritt man zur Vorstellung der drei Finalisten und zur Verkostung ihrer Kreationen.
And The Winner Is…
Und dann folgte jener Teil, der für die Finalisten vermutlich noch spannender war als der Kochvorgang selbst – das Warten auf die Auszählung der von den Juroren vergebenen Punkte. Knapp zwei Stunden nach Beginn der Veranstaltung war alles klar: „Der Mutigste war der Erfolgreichste“ – so lautete der Grundtenor der Jury. Obwohl die Meinungen der Juroren mitunter erheblich divergierten, ging der Sieg schließlich doch ganz klar an den Wiener Oliver Scheiblauer, der unter dem Klang der Fanfaren zum „Jungen Wilden 2005“ proklamiert wurde.
Der 32-Jährige verwies seine beiden Konkurrenten auf den gemeinsamen zweiten Platz und sicherte sich damit neben dem erstmals verliehenen Titel auch den Hauptpreis in Form eines heiß begehrten Praktikumsplatzes in Ferran Adriás weltberühmtem Restaurant „El Bulli“ in Spanien, wo er sich sicherlich so manche weitere Inspiration holen kann. Scheiblauer zeigte sich natürlich überglücklich über seinen Sieg, gestand uns aber gleichzeitig: „Ich habe mich nicht sehr intensiv auf den Bewerb vorbereitet, sondern mich mehr auf mein Gefühl verlassen. Umso stolzer bin ich, der erste Junge Wilde zu sein. Ich danke der Jury und ich danke dem Veranstalter, Rolling Pin Jobs & Business! Der Sieg macht sich nicht nur gut in meinem Lebenslauf, ich erhoffe mir dadurch auch einen zusätzlichen Schub für mein Catering-Unternehmen, das ich in den nächsten Jahren langsam aber stetig vergrößern möchte.“
Nach seinen Eindrücken vom Wettbewerb befragt, meinte Ralf Zacherl: „Die Jungs haben hervorragende Arbeit geleistet. Ich finde den Wettbewerb so toll, weil er eingefahrene Gleise verlässt und neue Richtungen aufzeigt. Ich bin extra aus Berlin angereist, nicht nur, weil ich Wien und seine Umgebung so gerne mag, sondern weil dieser Wettbewerb etwas völlig Neuartiges zur Förderung des Nachwuchses darstellt. Schön finde ich auch, dass so viele Teilnehmer aus Deutschland dabei waren und der zweite Platz an einen Deutschen ging!“ Wini Brugger (Indochine 21, Wien): „Nachdem ich selber bei vielen Wettbewerben teilgenommen habe, weiß ich ganz genau, was in den Finalisten vorging. Ich habe allen drei die Daumen gehalten, aber der Wagemutigste musste sich einfach durchsetzen. Man muss vor allem auch die Initiative von Rolling Pin sehr loben, da hier sehr viel für den Nachwuchs getan wird!“ Auch Christian Domschitz (Mörwald im Ambassador, Wien) und Helmut Österreicher (vorm. Steirereck, Wien) zogen eine positive Bilanz: „Der originellste Beitrag hat verdient gewonnen, und kleine Unsicherheiten kann man in diesem Zusammenhang durchaus verzeihen. Dass dem Nachwuchs auch jenseits etablierter Bewerbe eine Bühne geboten wird, ist sehr positiv zu bewerten!“
Etabliert könnten auch die „Jungen Wilden“ eines Tages sein, war das große Finale schließlich nicht nur der vermutlich coolste Kochwettbewerb des Landes, sondern auch ein Treffpunkt für das Who’s who der österreichischen Gastronomieszene. Jürgen Pichler, Herausgeber von Rolling Pin – Jobs & Business und Organisator des Wettbewerbs: „Die erste Veranstaltung ihrer Art ist glücklich über die Bühne gegangen und hat eine neue Richtung vorgegeben. Wir wollen die jungen Talente ins Scheinwerferlicht rücken und die kulinarische Avantgarde von morgen präsentieren. Auf Grund des großartigen Erfolges der heutigen Veranstaltung sind die Jungen Wilden 2006 bereits jetzt beschlossene Sache – Der Bewerb wird im nächsten Jahr noch größer aufgezogen und wir freuen uns schon jetzt auf viele kreative Bewerber.
Lebensläufe der Finalisten:
Oliver Scheiblauer (A)Der 32-jährige Wiener Weltenbummler lernte im Hotel de France in Wien und kochte u.a. 2004 mit Wolfgang Puck und Lee Hefter bei der Oscarverleihung in Los Angeles. Er wandelt auf den Spuren von El Bulli und präsentierte der Jury ein «Gegrilltes Lamm auf Melonen-Pilzragout mit Krenschaum, ein Ei im Ei und eine Creme Brûlée vom Hondashi Tofu und Chili». |
Peter Jungbauer (A)Der 30-jährige Steirer ist Küchenchef im Gourmet-Restaurant auf der AIDAaura und strandete eigens für den Bewerb. Er versucht in seiner Küche Produkte, die eigentlich nicht zusammenpassen, geschmacklich zu verbinden und so ging er mit «Steinbutt im Briochè, Steirer-Kren-Mantel auf Karotten-Ingwerpüree und Zitronengrassauce» ins Rennen. |
Stefan B. Richter (DE)Stammt aus Limburg an der Lahn und arbeitet im Werner Senger Haus (Limburg). Er versuchte mit «Filet vom Wels unter einer Apfel-Kren-Kruste an Rosette von Zitronenkartoffeln auf Rote Bete-Confit und Schaum von Steirer Kren» die Jury zu überzeugen. Für ihn bedeutet Kreativität, wenn man ohne großes Überlegen kocht. |