Christian Mook zur Corona-Krise: «Regierung soll ein Jahr lang auf Steuern verzichten!»

Der Frankfurter Multigastronom Christian Mook verrät im Exklusivinterview, warum die Maßnahmen der Regierung seinem Unternehmen nicht weiterhelfen – und fordert stattdessen weit radikalere Schritte, damit die Gastronomie die Corona-Krise überlebt.
April 2, 2020 | Fotos: Nikita Kulikov, Ming Tang-Evans, www.wolfganghummer.com, beigestellt

Ist Christian Mooks Lebenswerk gefährdet?

Christian Mook, der im Jahr 2014 von ROLLING PIN zum „Entrepreneur des Jahres“ ausgezeichnet wurde, hat im Gastro-Business eine einmalige Karriere hingelegt. So eröffnete der gewiefte self-made-man bereits vor über 20 Jahren das erste echte High-End-Steakhouse nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa – nämlich das M-Steak-House in Frankfurt.

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Der deutsche Multigastronom Christian Mook fordert von der Bundesregierung radikalere Schritte und bezeichnet die momentanen Maßnahmen für Unternehmer lediglich als «Almosen».

Dieses Konzept nach amerikanischem Vorbild machte bekanntlich Schule – und legte den Grundstein für Mooks Erfolg. Heute zählt Christian Mooks Gastro-Imperium sechs Betriebe, 180 festangestellte Mirarbeiter und einen Jahresumsatz in zweistelliger Millionenhöhe. Wir haben uns exklusiv beim erfolgreichen Mutligastronomen erkundigt, wie er mit der verheerenden Corona-Krise umgeht – und was er von den Unterstützungsmaßnahmen der Regierung hält.

Christian Mook im Exklusivinterview

Herr Mook, wie haben Sie die letzten Wochen seit dem Ausbruch der Corona-Krise miterlebt?
Christian Mook: Es war und ist ein absoluter Schock. Letztes Jahr hatten wir das beste Jahr in der Firmengeschichte der Mook-Group. Also Umsatzmäßig war das mit Abstand das beste Jahr, das wir jemals hatten. Ich war also grundsätzlich positiv und dachte, dieses Jahr wird sehr erfreulich. Die Schließungen und alles drum herum kam natürlich wie ein Schock.

30.000 Euro helfen mir keinen Tag weiter. Ich habe mehrere hunderttausend Euro Löhne auf meiner Payroll, da nützen mir solche Beträge ja rein gar nichts.

Christian Mook hält von den aktuellen Hilfskrediten und Maßnahmen der Bundesregierung nicht sonderlich viel

Die Regierung verspricht Hilfskredite und Sofortmaßnahmen, um Unternehmern – allen voran auch den Gastronomen – unter die Arme zu greifen. Wie bewerten Sie diese Maßnahmen? Können sie helfen?
Mook: Es ist ja so, dass diese KfW-Kredite nur zu 90 Prozent abgesichert sind. Für 10 Prozent muss der Kreditnehmer immer noch selbst die Haftung übernehmen, das ist für mich keine Option – einfach deswegen, weil ich keine Vision habe! Ich weiß ja nicht, wie lange das weitergeht. Ich weiß nicht, wie das alles insgesamt ausgeht. Und vor allem: Selbst wenn die Gastronomie in drei oder vier Wochen wieder aufmacht, bin ich sicher, dass es dann nicht wieder gleich so läuft wie vorhin. Jetzt privat ein Risiko einzugehen, um dieses Delta auszugleichen, ganz ohne Vision, das kann ich einfach nicht. Soweit ich weiß, sehen das viele meiner Kollegen wie ich.

Christian Mook Krazy Kraken
Selbst, wenn die Gastronomie in drei bis vier Wochen wieder aufsperren sollte – Chrisian Mook ist überzeugt: Es wird noch lange dauern, bis sie wieder so gut läuft wie vor Corona.

Die Summen, die von der Bundesregierung als Hilfe definiert wurden – könnten die überhaupt langfristige Abhilfe schaffen? Oder würden sie ein gastronomisches Massensterben lediglich verzögern?
Mook: Es gibt ja Zuschüsse, die sind so homöopathisch, dass ich sie nicht einmal beantragt habe, weil sie mir nichts bringen würden. Ich möchte nicht arrogant klingen, aber 30.000 Euro helfen mir keinen Tag weiter. Ich habe mehrere hunderttausend Euro Löhne auf meiner Payroll, da nützen mir solche Beträge ja rein gar nichts. Was ich bräuchte, wären ja dann Millionenbeträge.

Keine Stundungen von Mehrwertsteuer oder irgend so einen Quatsch, sondern das muss alles einmal für ein Jahr ausgesetzt werden, damit man sich als Unternehmen einigermaßen finanziell regenerieren kann.

Christian Mooks Forderungen sind klar

Wenn die Hilfen sich für einen Unternehmer ihres Kalibers als de facto wertlos herausstellen, wie kann oder soll es Ihrer Meinung nach weitergehen?
Mook: Ich sehe nur eins: Dass man jetzt einmal alles auf mute setzt. Dass man zum Beispiel mit seinen Hausbesitzern verhandelt und keine Miete mehr zahlt, und das nicht nur, bis die Gastronomie wieder öffnen darf, sondern bis sie wieder so läuft wie vor der Krise. Da sprechen wir also von ein zwei, drei Monaten, die auf die Wiedereröffnung folgen würde. Und vor allem: Keine Stundungen von Mehrwertsteuer oder irgend so einen Quatsch, sondern das muss alles einmal für ein Jahr ausgesetzt werden, damit man sich als Unternehmen einigermaßen finanziell regenerieren kann. Das wäre das einzige, was uns irgendwie auch nur annähernd retten könnte.

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Stundungen und Kredite? «Verschieben die Probleme nur nach hinten!», ist Christian Mook überzeugt.

Ich selbst bin in der glücklichen Position, keine Schulden zu haben, ich habe auch bis zum letzten Tag pünktlich meine Mieten bezahlt. Mit meinen Lieferanten, Mitarbeitern und Vermietern habe ich ja ein gutes Verhältnis. Aber jetzt müsste man alles wieder auf Null setzen. Ich verlange von der Regierung keine Almosen, sondern, dass sie ein Jahr lang darauf verzichtet, von uns Steuern einzutreiben. Stundungen und Kredite, das alles verschiebt die Probleme ja nur in die Zukunft.

Ich verlange von der Regierung keine Almosen, sondern, dass sie ein Jahr lang darauf verzichtet, von uns Steuern einzutreiben. Stundungen und Kredite, das alles verschiebt die Probleme ja nur in die Zukunft.

Christian Mook fordert radikale Maßnahmen von der Bundesregierung

Glauben Sie, ist es noch im Rahmen des Möglichen, dass keiner Ihrer Betriebe letzten Endes dicht wird machen müssen?
Mook: Die Mook-Group existiert seit 25 Jahren, das ist mein Lebenswerk. Das alles ist eine Katastrophe. Ich will mir gar nicht vorstellen, dass ich meine Läden für immer schließen muss. Ich habe 180 Mitarbeiter, von denen viele bereits viele Jahre bei mir arbeiten. Das ist ja auch eine kleine Familie für mich. Es hängen so viele Existenzen an dem Ganzen. Mir macht das alles auch deswegen Sorgen, weil Konkurs jetzt nicht mein Tagesgeschäft ist. Da kommt es auf so viele Dinge an, dass ich mir mittlerweile auch privat Sorgen mache.

Es gibt neuerdings auch die juristische Ansicht, dass die Gastronomie laut Infektionsschutzgesetz auf Entschädigung klagen darf. Könnte das ein Ausweg sein?
Mook: Ganz ehrlich? Das ist meine große Hoffnung. Ich habe das auch mit meinem Rechtsanwalt besprochen, der das aber etwas skeptischer sieht. Möglich, dass es nicht so einfach sein wird. Jedenfalls wäre das die Lösung, dass man für das alles entschädigt wird. Dennoch: Klar, die Regierung sitzt auf einem riesigen Geldberg, aber was momentan passiert ist so gewaltig, dass ich mir Sorgen mache, ob sie das alles überhaupt noch stemmen kann. Die Sache sieht sehr, sehr übel aus.  

Alle Entwicklungen rund um das Coronavirus und Exklusivinterviews mit Branchengrößen gibt’s hier in unserem Gastro-Live-Ticker!

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