Berühmter Restaurantkritiker hat seinen Job satt
Der bekannte Restaurantkritiker der New York Times, Pete Wells, wurde von vielen Menschen für seinen Job beneidet. Immerhin durfte er sich durch die verschiedensten Restaurants des kulinarischen Schmelztiegels New York testen und wurde dafür auch noch bezahlt. Nun hat er aber gekündigt und möchte nie wieder etwas mit dem Restauranttesten zu tun haben.
Der Grund? Sein Job war einer der lebensbedrohlichsten der Welt …
Der bekannte Restaurantkritiker der New York Times, Pete Wells, wurde von vielen Menschen für seinen Job beneidet. Immerhin durfte er sich durch die verschiedensten Restaurants des kulinarischen Schmelztiegels New York testen und wurde dafür auch noch bezahlt. Nun hat er aber gekündigt und möchte nie wieder etwas mit dem Restauranttesten zu tun haben.
Der Grund? Sein Job war einer der lebensbedrohlichsten der Welt …
Zwölf Jahre lang hat sich Pete Wells kreuz und quer durch die New Yorker Food-Szene gekostet. Er hat die leckersten uigurischen Nudeln der Stadt gesucht, wollte den besten Spot für authentische mexikanische Küche finden oder hat recherchiert, wo es die schmackhaftesten Meatballs gibt.
Dafür musste er vor allem eines tun: essen, essen, essen. Gibt Schlimmeres, möchte man denken. Nach einem Job, den man kündigen möchte, klingt er auf jeden Fall nicht. Doch das viele Essen hat nach all der Zeit zu einer Kehrtwende im Leben des Kritikers geführt. Aber dazu gleich mehr.
36 Gerichte an einem Tag
In seiner Zeit bei der New York Times hat Wells rund 500 Rezensionen verfasst und dafür oft jedes Restaurant dreimal aufgesucht – in Begleitung von drei weiteren Personen. Meistens hat er mehrere Gänge bestellt und kostete sich durch jede bestellte Speise, um eine perfekte Übersicht zu bekommen.
«Das sind 36 Gerichte, die ich probiert habe, bevor ich ein Wort schrieb,» so der Journalist in seinem Beitrag über die Kündigung. Um eine angemessene Rezension verfassen zu können, musste er außerdem Referzengerichte von anderen Betrieben testen – wie soll man die Qualität einer neapolitanischen Pizza bewerten, wenn man nur die eine gegessen hat?
Für eine einzelne Kritik musste also unglaublich viel gegessen werden – und das mehr als 500 mal in zwölf Jahren.
Der Schicksalsschlag
Warum er seinen vermeintlichen Traumberuf nun an den Nagel hängt? Der Grund dafür ist eine Vorsorgeuntersuchung im Zuge einer Operation. „Vorstufe zur Diabetes“, „verfettete Leber“ und „metabolisches Syndrom“ waren nur wenige der Begrifflichkeiten, mit denen ihn Ärzte konfrontierten.
„Technisch gesehen war ich fettleibig… Okay, nicht nur technisch gesehen“, so Wells.
Neben den vielen Mahlzeiten komme dazu, dass die meisten davon nicht unbedingt gesund und sehr reichhaltig gewesen seien. Und: auch der Alkohol komme in seinem Beruf nicht zu kurz.
Anderen Restaurantkritikern ginge es ähnlich, teilt der Journalist mit.
„Es ist wahrscheinlich der ungesündeste Job in Amerika“
– sagt Wells Kollege Adam Platt vom New York Magazine zum Job des Restaurantkritikers
Viele Restaurantkritiker passen sich der Branche an und entwickeln Strategien, um nicht ständig zu viel zu essen. Die einen lassen immer die Hälfte des Tellers stehen, die anderen nehmen sich eine Begleitung mit, die Teile ihrer Portion am Schluss aufessen.
Er hat es satt
Zudem teilt Wells mit, dass er besonders bei seinem letzten Projekt den Appetit verloren habe.
Er stellte eine Liste der 100 besten Restaurants New Yorks zusammen und kam aus dem Essen gar nicht mehr heraus. Irgendwann war sein Essverhalten zu einer Sucht ausgeartet und er konnte erst im Zuge seiner Operation erkennen, wie gut es ihm tat, nur zu essen, worauf er wirklich Lust hatte.
Zu dieser Zeit gab es für Wells hauptsächlich Salat und Suppe, eine angenehme Abwechslung zu Pizza, Burger, Fine Dine und Co.
Das waren die Schlüsselmomente in denen Wells erkannt hat: Er hat seinen Job satt.
Aber nur den Job als Restauranttester, als Journalist bei der New York Times wird er weiterhin arbeiten.