Sexy Fish: Das teuerste Lokal der Welt

Warum ein Krokodilschwanz für behütete Gäste sorgt – und was die exklusivste Hotline der Welt damit zu tun hat? Das Sexy Fish kombiniert in London eben japanische Fischgerichte mit Kreativität, Kunst und Champagner.
Mai 11, 2023 | Text: Lucas Palm | Fotos: Caprice Holdings, beigestellt

Nicht, dass das Essen schlecht ist. Im Gegenteil: Am Hummer mit Sansho-Pfeffer und Shiso-Butter gibt es nichts auszusetzen. Der Schwarze Seehecht mit Trüffel ist geradezu eine Offenbarung. Und die Umami-Bombe aus karamellisiertem Kohlenfisch mit scharfem Miso ist am kalorienarmen Puls der Zeit. Aber machen wir uns nichts vor: Ums Essen geht’s hier nicht. Worum es sich im Londoner Sexy Fish stattdessen dreht?  Gar nicht so leicht zu sagen.

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Kunst und Kulinarik ganz im Zeichen des Meeres: Das Londoner Kult-Restaurant Sexy Fish gehört zu den extravagantesten Gastro-Konzepten weltweit

Fest steht: Es funktioniert. Ja, mehr noch: Seit seiner Eröffnung im Jahr 2015 hat das Sexy Fish etwas geschafft, das keinem Restaurant auf der Welt jemals in so kurzer Zeit gelungen ist: Es hat Kultstatus erreicht. Innerhalb von gerade einmal acht Jahren. Höchste Zeit also, das Sexy Fish genauer unter die Lupe zu nehmen – und herauszufinden, was in diesem exzentrischen Etablissement wirklich los ist.

Nicht, dass das Essen schlecht ist. Im Gegenteil: Am Hummer mit Sansho-Pfeffer und Shiso-Butter gibt es nichts auszusetzen. Der Schwarze Seehecht mit Trüffel ist geradezu eine Offenbarung. Und die Umami-Bombe aus karamellisiertem Kohlenfisch mit scharfem Miso ist am kalorienarmen Puls der Zeit. Aber machen wir uns nichts vor: Ums Essen geht’s hier nicht. Worum es sich im Londoner Sexy Fish stattdessen dreht?  Gar nicht so leicht zu sagen.

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Kunst und Kulinarik ganz im Zeichen des Meeres: Das Londoner Kult-Restaurant Sexy Fish gehört zu den extravagantesten Gastro-Konzepten weltweit

Fest steht: Es funktioniert. Ja, mehr noch: Seit seiner Eröffnung im Jahr 2015 hat das Sexy Fish etwas geschafft, das keinem Restaurant auf der Welt jemals in so kurzer Zeit gelungen ist: Es hat Kultstatus erreicht. Innerhalb von gerade einmal acht Jahren. Höchste Zeit also, das Sexy Fish genauer unter die Lupe zu nehmen – und herauszufinden, was in diesem exzentrischen Etablissement wirklich los ist.

Was kostet die Gastro-Welt?

Zunächst einmal: Einen Tisch im Sexy Fish zu bekommen, ist vor allem eines – sehr schwierig. Das heißt, als Normal­sterblicher. Es gibt ein paar wenige Promis, die einen eigens für sie angefertigten Schlüssel besitzen. Daraus macht die gefinkelte Sexy-Fish-PR-Abteilung auch gar kein Hehl: Kate Moss hat so einen. Lindsay Lohan auch. Und angeblich auch Großbritanniens Ex-Premier David Cameron. Natürlich, das ist kein Schlüssel, mit dem man die Bude einfach aufsperren und dann dort tun und lassen kann, was man will. Sondern einer, in dem die Nummer der wohl exklusivsten Hotline der Welt eingraviert ist.

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Und genau dort rufen die Reichen und Schönen an, wenn sie auf die Schnelle einen Tisch brauchen. Warum das so ist? Weil Englands Reiche und Schöne wohl niemand besser kennt als der Mann, der hinter Sexy Fish steckt: Richard Caring. 

Der 74-Jährige ist das Musterbeispiel eines Self-Made-Millionärs. Mit 16 brach er die Schule ab, begann in der kleinen Textilfirma seines Vaters zu arbeiten – und wurde in den folgenden Jahrzehnten zu einem der erfolgreichsten Unternehmer der Textilindustrie weltweit. Dank seiner Firma „International Clothing Designs“, die Massenkleidung aus Hongkong nach England importierte, brachte er es zum Milliardär – zu einem, der aber plötzlich mehr wollte als nur in der Textil-Industrie erfolgreich zu sein. Anfang der 2000er-Jahre beschloss Caring also, auch Gastronomie zu machen. Und ging auf Shopping-Tour.

Über 30 Millionen Pfund bezahlte er der Londoner Restaurant-Managementgruppe Caprice Holdings für die Übernahme all ihrer Betriebe. Darunter fanden sich Londoner Institutionen wie das The Ivy oder das Le Caprice. Alle hatten sie eines gemeinsam: Sie lagen in den besten und teuersten Lagen Londons und zählten die Superstars und Reichen dieser Welt zu ihren Stammgästen. Bis heute, sagt Caring, sei London die Keimzelle seines gastronomischen Erfolges: „Funktioniert ein Betrieb in London, funktioniert er ziemlich sicher auch anderswo.“ Vielen schien es daher nur konsequent, als Caring zwei Jahre später, das war 2007, den legendären private member Club Annabel’s erwarb. Mitsamt einer Kunstsammlung übrigens, die sich Caring stolze 100 Millionen Pfund kosten ließ. Spätestens jetzt war klar, dass da ein extravagantes, um nicht zu sagen exzentrisches Gastro-Imperium im Entstehen war.

Ich möchte in dieser Gegend ein bisschen für Aufregung sorgen!
Gründer Richard Caming bei der Eröffnung seines Sexy Fish im Jahr 2015

Eines, mit dem Richard Caring von Anfang an in die USA expandieren wollte. „Ich fühle mich wie Christoph Kolumbus, wenn ich an meine Expansionspläne denke“, sagte er einmal. Aber mit einem Wurf wie dem Sexy Fish, damit hatte damals niemand gerechnet. Schlicht und ergreifend deswegen, weil dieses Konzept alles bisher Gekannte in den Schatten stellte.

Kunst gehört ins Restaurant

„Ich möchte ein bisschen Spaß, Lebendigkeit und Aufregung in diese Ecke des Berkely Square bringen“, sagte Richard Caring anlässlich der Eröffnung des Sexy Fish am 19. Oktober 2015. Was er genau damit meinte, das verstanden die anfangs geladenen Gäste, Journalisten und Geschäftspartner aber erst, als sie das Sexy Fish zum ersten Mal betraten. Besagter Berkely Square ist eigentlich ein Ort, an dem es nobel, aber diskret zugeht. Nobel mag man das Sexy Fish ja im Sinne des britischen Understatement vielleicht nennen können, diskret ist es aber ganz und gar nicht. Auch wenn Tische, Stühle und Sitzecken im vergleichsweise unspektakulären mid-century-Stil der Nachkriegsmoderne gehalten sind. Als erstes fällt der Blick auf die spektakuläre Bar.

Man könnte auch von der wohl pompösesten Kunstinstallation sprechen, die je über einen Tresen gehängt wurde. Dass dieser Tresen zehn Meter lang ist, macht das Ganze gleich nochmal eine Spur überwältigender. Jedenfalls: Über diesem rot-blau beleuchteten Teil schwebt eine überdimensionale Fischbeleuchtung. Was das heißen soll? Man stelle sich zwei bis drei Meter lange Fischformen vor, die aus plastikähnlichen, an Schuppen erinnernde Materialstücken bestehen. Aus diesen Fischkörpern dringt gelbliches Glühen.

Dadurch vermitteln diese spektakulären, fast bedrohlich wirkenden Objekte etwas überraschend Behagliches. Kreiert hat sie kein Geringerer als der amerikanische Star-Architekt Frank Gehry, der mitunter Bauten wie das berühmte Guggenheim Museum in Bilbao oder auch die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles entworfen hat.

Ich fühle mich ein wenig wie Christoph Kolumbus!
Richard Caring möchte die USA erobern – und ging 2022 mit seinem Konzept Sexy Fish in Miami den nächsten wichtigen Schritt

Nicht weit von der Bar, an einer Seitenwand des Dining Room, hängt ein weiteres Kunstwerk dieser mittlerweile 94-jährigen Architektur-Legende: Ein fast vier Meter langes, aus zusammengeklebten Spiegelstücken bestehendes Krokodil mit einem riesigen Schwanz, der die Lehne der Sitzecke berührt. Genau wie die Fische über der Bar strahlt auch dieses Kunstwerk etwas Behagliches und Bedrohliches zugleich aus – und dient nebenbei bemerkt als Kulisse für jede Menge Postings und Selfies.

Doch das ist nicht die einzige Wand, die von prominenter Künstlerhand gestaltet wurde. Etwas weiter hinten fällt der Blick auf ein dunkelblaues Relief, das eine Meerjungfrau und einen Hai darstellt. Und überhaupt: Lässt man den Blick umherschweifen, entdeckt man da und dort andere Meerjungfraumotive in Form von Skulpturen, die sich von den Tischen grazil in die Höhe recken. All diese meerjungfräulichen Kreationen stammen von Damien Hirst, einem der erfolgreichsten und, natürlich, reichsten Künstler der Welt.

Kein Wunder also, dass das Sexy Fish das Restaurant mit der teuersten Innenausstattung ist, die die Gastro-Geschichte jemals gesehen hat. 20 Millionen Pfund soll sich Caming das Restaurant kosten haben lassen. Aber das allein macht doch nicht den Erfolg von Sexy Fish aus – oder?

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Die Dessert-Platte im Sexy Fish ist zwar ohne Fisch – erinnert aber trotzdem an ein farbenfrohes Korallenriff

Krisen werden weggetanzt

Natürlich nicht. Auch wenn man zugeben muss: Das spektakuläre Interior wirkte wie ein Magnet auf die Londoner Schickeria. Doch selbst ein 20-Millionen-Pfund-Restaurant muss mit Leben gefüllt werden – und wenn das Sexy Fish eins nicht ist, dann langweilig.

Sonntags sorgt in der Regel ein DJ für musikalische Hintergrundmusik, die anderen Wochentage stehen meist ganz im Zeichen des Spektakels. Saxophonisten, Tänzerinnen in extravaganten Kostümen, Sänger – in Sachen Entertainment gibt es hier eigentlich nichts, was es nicht gibt. Bei 200 Couverts, die natürlich immer besetzt sind, feiert ja auch ständig jemand Geburtstag, Hochzeitstag oder eine Beförderung. Da lässt sich die feierwütige Service-Brigade nicht zweimal bitten, Austern, Hummer und Wagyu mit Sprühkerzen und Konfettiregen zu reichen. Und weil es im Sexy Fish primär darum geht, die krisengebeutelte Welt da draußen hinter sich zu lassen und ordentlich auf den Putz zu hauen, wird auf der ohnehin umfangreichen Weinkarte dem Thema Champagner viel, sehr viel Platz eingeräumt.

Dass der mit den umamireichen Fischgerichten großartig harmoniert, macht ihn im Sexy Fish doppelt sexy.

Aber, wie gesagt, nur wegen des Essens und Trinkens geht niemand ins Sexy Fish. Denn auch wenn es auf den Tellern um Meer geht, geht es in Wahrheit um mehr: Sehen und gesehen werden, könnte man fast meinen.

SEXY FISH

Am 19. Oktober 2015 eröffnete am Londoner Berkely Square das erste Sexy Fish-Restaurant von Multimillionär Richard Caring. Das Konzept: Fischküche nach japanischer Art in einem spektakulären Ambiente. Stararchitekt Frank Gehry und Künstler Damien Hirst sind nur zwei der vielen berühmten Namen, die dem Erfolgskonzept ihren ästhetischen Stempel aufdrückten. Das Sexy Fish ist seither so erfolgreich, dass im vergangenen Jahr kurzerhand ein zweiter Standort in der Kunstmetropole Miami eröffnet wurde.

sexyfish.com

 

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