Gegen die Stromlinienform

Das Palais Hansen Kempinski Vienna ist das neue Flagship der europäischen Luxushotelkette. Johann A. Sommerer ist als Wirtschaftsdirektor für F&B zuständig, das Department, mit dem sich Kempinski künftig von seinen Mitbewerbern abheben will.
November 13, 2015

Johann A. Sommerer
Fotos: Werner Krug

1. Das Palais Hansen ist das jüngste Haus der Gruppe Kempinski. Eines von vier Kempinskis das als Pachtbetrieb geführt wird. Worin liegt hier der Unterschied zu den anderen 72 Betrieben?
Johann A. Sommerer: Das bedeutet, dass hier in Wien der Kempinski Flair noch mehr rüberkommen muss als in anderen Häusern. Ein Vorzeigebetrieb, wenn man so will. Wenn Investoren für ihre Immobilie, in die sie in der Regel einen dreistelligen Millionenbetrag investieren, einen geeigneten Partner suchen, müssen nicht nur beste Qualitätsstandards, sondern auch die bestmögliche Rendite gewährleistet sein. Das heißt für uns die Gratwanderung zwischen höchstmöglicher Qualität auf der einen und höchstmöglicher wirtschaftlicher Effizienz auf der anderen Seite.

2. Das gilt zunehmend auch für Ihren Bereich, das F&B-Department.
Sommerer: Ja, genau. Kempinski hat sich „we are a f&b driven company“ zum Leitspruch gemacht. Das heißt, dass sich Kempinski über F&B von den Mitbewerbern abheben will. Da F&B am meisten von den Gästen wahrgenommen und bei Kempinski als „Seele des Hauses“ gesehen wird. Deswegen werden unsere Restaurants, Bars und Lounges auch separat vom Hotel mit eigenen Logos und eigenem PR-Konzept beworben.

3. Mit Erfolg?
Sommerer: Definitiv. Wir erwirtschaften etwa die Hälfte des Gesamtumsatzes über F&B, was sehr ungewöhnlich ist – normalerweise ist ein Schnitt von 70 Prozent Rooms und 30 Prozent F&B. Und ganz wichtig: 80 Prozent des F&B-Umsatzes kommt über lokales Publikum, also nicht über Hotelgäste. Das funktioniert nach sechs Wochen hier in Wien sehr gut. Die Gäste sollen sagen „Ich gehe ins Edvard oder in die Henri Lou“ und nicht ins Palais Hansen. Jetzt nehmen wir den nächsten Schritt, indem jedes Outlet „sein Gesicht“ hat und unsere Stammgäste zu „David“ oder zu „Arianna“ gehen – wenn das klappt, haben wir unser Ziel erreicht.

4. Was ist dabei das Mittel der Wahl?
Sommerer: Individualität. Jedes Mitglied der Kempinski-Familie bezieht die jeweilige Region stark mit ein. In der Restaurantküche sowie auch bei der Ausstattung der Minibar. So haben wir exklusiv in Wien etwa kleine Fläschchen Reisetbauer Blue Gin oder Farthofer Wodka in der Minibar. Die einzige Norm sind die Kaffeemaschinen am Zimmer. Hier haben wir uns für Nespresso als System entschieden.

5. Das ist aber international bekannt und weniger individuell.
Sommerer: Wenn ein Gast in einem 5-Sterne-Hotel etwas selbst bedienen muss, dann so einfach wie möglich. Da ist es wichtig, dass er das System kennt. Und das ist mit den Nespresso-Maschinen gewährleistet.

www.kempinski.com/wien

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